Berlins Entwicklung im siebzehnten Jahrhundert steht unter dem kraftvollen Handeln Friedrich Wilhelm des großen Kurfürsten. Als er 1640 die Regierung antrat, fand er einen zerrütteten Staat, und eine zerrüttete Stadt vor. Der 20 jährige Kurfürst hatte eine fast unmenschliche Aufgabe zu erfüllen. Nur seine Energie, sein Organisationstalent, seine Fähigkeit, die richtigen Mitarbeiter um sich zu scharen, hatte alle diese Schwierigkeiten überwunden. Diese Eigenschaften haben einen straff gezügelten Staat, eine blühende emporstrebende Hauptstadt geschaffen. Auf allen Gebieten mußte neu aufgebaut werden. Am dringendsten benötigten die staatlichen und städtischen Finanzen eine Neuordnung. Nicht minder wichtig war, die Wehrhaftigkeit und die Wehrkraft des Staates neu zu schaffen und unantastbar zu machen. Es war ein unerhörtes Wagnis, beide Probleme gleichzeitig zu behandeln. Die Zeit, solche Fragen stümperhaft lösen zu wollen, wie es sein Vorgänger versucht hatte, war endgültig vorbei. Wenn auch die Bevölkerung über diese und jene Maßnahme im Stillen murrte, unbeirrbar ist der Kurfürst seinen gesteckten Zielen nachgegangen. Nur ein Mann, der von seiner Aufgabe als Herrscher im Herzen überzeugt war, der den unerschütterlichen Glauben an seine Sache hatte, konnte diese Schwierigkeiten mit jugendlicher Kraft, Leidenschaft und Begeisterung meistern. Brandenburg hatte in der höchsten Not den Retter gefunden. Die Ereignisse des 30 jährigen Krieges hatten gezeigt, daß die militärische Ohnmacht Brandenburgs den Staat an den Rand des Verderbens gebracht hatte. Die Feinde mußten Respekt vor den Brandenburgern bekommen. Dazu sollte in erster Linie die Fortifikation Berlins beitragen. Die Residenz sollte nicht wieder solchen Mühsalen ausgesetzt sein, wie im großen Kriege. In Zukunft wollte man dem Feind die Stirn bieten, wenn er es wagen sollte, sich den Festungswerken zu nähern. Im Brandenburgisch - Schwedischen Krieg zeigte es sich, daß Friedrich Wilhelm Recht hatte. 1674-1675 versuchten die Schweden einen Vorstoß gegen Berlin,
wurden aber durch die Festungswerke abgeschreckt, obwohl diese noch nicht
vollendet waren. Das der Kurfürst seinen Untertanen mit der Durchführung
seines Programms schwere Lasten auferlegte, dessen war er sich wohl bewußt.
Aber die Staatsräson verlangte es. Die Opfer waren auch nicht gering.
Die Räte von Berlin und Cölln mußten den Grund und Boden für die Festungswerke
hergeben. Wenn sie auch dafür entschädigt wurden, so sind erst nach längeren
Verhandlungen die Forderungen in unzureichendem Maße erfüllt worden. Die
unmittelbar vor der Berliner und Cöllner Stadtmauer liegenden Ländereien
wurden für die Werke in Aussicht genommen und mit Beschlag belegt. Es
war auf der Berliner Seite ein Streifen, der in seiner Breite von der
heutigen Neuen Friedrichstraße bis zum AlexanderpIatz sich rings um das
Rund der Stadt erstreckte. Auf der Cöllner Seite gingen die Werke weit
über die Stadtmauer hinaus, denn der Cöllner Stadtgraben muhte als die
einzige durchgehende Schiffahrtsstraße erhalten bleiben. Der Rat von Berlin
verlor dabei eine Ziegelscheune vor dem Spandauer Tor, hart am Stadtgraben
liegend, den Ziegelhof am Stralauer Tor mit Brennofen, einen zur Probstei
gehörigen Garten mit Haus vor dem Georgentor, dazu Ratsbuden, Gerberhäuser,
Schneide-, Walk- und ähnliche Mühlen auf dem alten Kupfergraben. Der Schaden,
der sich aus verloren gegangenem Grundzins von bürgerlichen Grundstücken
ergab, belief sich auf 36 269 Taler. 80 Gärten, Scheunen, Häuser, Meiereien
und Schäfereien mußten aufgegeben werden. In CölIn lagen die Dinge nicht
so schlimm, da ein Teil der Cöllner Feldmark vom Spittelmarkt an bis zur
Spree hin, der spätere Stadtteil Friedrichwerder, dem Landesherrn gehörte.
Trotzdem belief sich auch hier der Schaden auf mehr als 60 Häuser und
Gärten. Ratseigentum ging dabei nicht verloren. Beide Städte traten ohne
weiteres die Stadtmauer an den Kurfürsten ab. Schon 1667 verfügte Kurfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg (der Große Kurfürst) in seinem politischen
Testament, dass „ein schönes Zeughaus
angelegt werden muss“. Der Pariser Hof- und Stararchitekt François Blondel
wurde mit der Anfertigung eines Entwurfs beauftragt, den er bis 1685 einreichte.
Ein Standort in unmittelbarer Nähe der Berliner Befestigungsanlagen und
allgemeine Vorstellungen zum Bau wurden festgelegt, allein - es fehlte
das Geld. Erst am 28. Mai 1695 ließ Kurfürst Friedrich III. den Grundstein
legen. Seine militärischen Erfolge und schließlich die Krönung zum König
in Preußen (1701) beförderten die Absicht, Berlin als Residenzstadt mit
repräsentativen Gebäuden zu schmücken. Das politisch recht unbedeutende
Preußen orientierte sich kulturell - also auch in der Architektur - an
Frankreich, wie andere deutsche Kleinstaaten auch.
|
Werbung: |
|
Impressum - Kontakt - Surftipps
- Downloads - Werbung