Unter
der Regierung Friedrichs des Großen wurden nur geringe Stadtteile der
Bebauung und Besiedlung erschlossen. Zwischen dem Hamburger - und Rosenthaler
Tor wurde in der Vorstadt der Bezirk Neu-Vogtland für die zahlreichen
Maurer und Zimmerer aus Sachsen angelegt, die der König beschäftigte.
Da diese ihre Heimat immer wieder aufsuchten, wenn ihre Arbeitszeit in
Berlin beendet war, wollte der König sie hier ansässig machen, damit sie
das hier verdiente Geld nicht aus dem Lande brächten. Weitere Baupläne
verwirklichte der König in der Innenstadt. Die Beseitigung der Festungswerke
wurde 1746 fortgesetzt und vollendet, so daß nur noch bis ins 19. Jahrhundert
die offenen Gräben übrig blieben. Der Kranz von Straßen und Plätzen um
die Werke herum zeigt seine Entstehung aus den Bastionen und Wällen ganz
deutlich: die AIexanderstraße, Münzstraße, Alexanderplatz, Hackischer
Markt, Hausvogteih Platz, Spittelmarkt, Wallstraße und die Alte Jakobstraße.
Die Neue Grünstraße ist quer durch eine Bastion geführt. Die Häuser der
Neuen Friedrichstraße wurden einfach an die Stelle des Walles gesetzt.
Die alten Brücken über dem Festungsgraben hat Friedrich der Große
durch steinerne mit Kolonnaden geschmückte Brücken erseht, von denen besonders
die Königsbrücke zu nennen ist, und Friedrichs besondere Sorge galt der
baulichen und künstlerischen Ausgestaltung der Straße Unter den Linden
und ihrer Umgebung, die jetzt zur Prachtstraße Berlins wurde. Von der
Schloßbrücke aus bis zum Beginn der Linden sollte sich ein großer Platz,
Forum Friedericianum, öffnen. Es sollte bis zur Dorotheenstraße ausgedehnt
werden. Die Umgestaltung ging aus von dem Bau des Opernhauses durch Knobelsdorff
1741-1742. Durch die Kriege kam das ganze Werk ins Stocken. Der Plan des
Forums mußte stark verändert werden. Von der ursprünglichen Anlage
ist nur ein Rest übrig geblieben.
Der "Pour le Mérite" - Orden von 1740
Nach
dem Vorbild der geistlichen und weltlichen Ritterorden waren im
17. Jahrhundert in Europa als besondere Auszeichnung gedachte
Verdienstorden entstanden, erst für Militär-, später auch für
Zivilpersonen. Die Belobigung ,,vor allen anderen" stand
nun im Vordergrund, eine Motivierung für weitere gute Taten. Das
Gemeinschaftsgefühl der Ordensträger ist aber bei den Militär-
und Zivilverdienstorden wesentlich weniger ausgeprägt als bei
den geistlichen Ritterorden: Die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft
hatten sich ,,frommen, milden und tapferen" Zielen verschrieben,
die sie ordo, Regel, nannten. Daraus leitete sich das heutige
Wort Orden ab.
Das
Brandenburger Tor ist bis heute - nicht nur
dem Namen nach - als ein solches erhalten. Allerdings, der Vorläufer des
heutigen Brandenburger Tores war einfacher gebaut. Zwischen zwei starken,
pilastergegliederten Pfeilern, mit Vasen gekrönt, fuhren die Kutschen,
und seitlich der Pfeiler gab es schmale Fußgängerdurchlässe. - Um die
Stadt zu schützen und vor allem, um die Soldaten am Desertieren zu hindern,
wurde das Tor nachts mit Holztoren verschlossen. Das einfache Barocke
Tor entsprach dem Stil des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. Einen Hinweis
auf die prominente Stellung des Tores gab es schon zu damaliger Zeit:
Die "Churfürstenallee", die vom Brandenburger Tor weg zur Spree
führte, lud Sonntags Tausende von Spaziergängern zum Promenieren ein.
Mit dem Neubau des Brandenburger Tores (1791) in dem beständig wachsenden
Berlin sah Baumeister Langhans die Möglichkeit, sich einem neuen Baustil
zuzuwenden: zum klassizistischen griechischen Ideal. Hierbei war ihm die
Antike kein Vorbild, sondern Anregung, denn er kopierte nicht, sondern
schuf ein eigenes Werk. In der Antike ist das Tor Eingang für Besucher
zu einem Tempelkomplex (der Akropolis), in Berlin sollte es ein Stadttor
für die Bewohner werden.
Die Offenheit und Großzügigkeit des neuen Tores wird vorausschauend zum
Symbol für eine selbstbewußte Stadt. Mit einer Breite von 65,5 m, einer
Tiefe von 11 m und der Höhe von 26 m (einschließlich Quadriga) ist das
neue Brandenburger Tor wesentlich wuchtiger als sein Vorgänger. Schließlich
sollte es auch der Schönheit und Beliebtheit seiner Umgebung entsprechen.
Die großzügige architektonische Gestalt des Tores bietet fünf Durchfahrten,
wobei die mittlere mit 5,50 m Breite ausschließlich den Mitgliedern des
Hofes vorbehalten war.
Trotz
der Nöte der Kriegszeit von 1813-1815 und der Nachkriegszeit; trotzdem
die Finanzen in Staat und Stadt größte Sparsamkeit erforderten, konnte
an der unbedingt wichtigen, notwendigen Frage, Wohnraum für die Berliner
Bevölkerung zu schaffen, auch in dieser Zeit nicht vorübergegangen werden.
Von 1819 bis 1840 wuchs die Bevölkerung um 201 000 auf 328 000. Innerhalb
der Steuer- mauer befand sich immer noch viel unbebautes Gelände. Fast
gleichzeitig wurden an zwei Stellen im Nordwesten und im Südosten neues
Wohngebiet geschaffen. Im Anschluß an die Neue WiIhelm- straße schritt
man 1827 zur Anlage und Bebauung eines neuen Stadtteiles, der von der
Spandauer Vorstadt abgezweigt wurde. In diesem Teil lagen schon die Charité,
die Tierarzneischule und der Schiffbauerdamm. Von 1813 - 1871 wurde in
Berlin mit dem Bau eines neuen Rathauses begonnen. Dieses das rote Rathaus
verdankt seinen Namen den roten Ziegeln, mit dem die Fassade gemauert
wurde. Diese sogenannte Friedrich Wilhelmstadt erhielt 2 Hauptstraßen.
Die eine im Zuge der Neuen Wilhelmstraße, parallel zur Friedrichstraße,
erhielt den Namen Luisenstraße, zur Erinnerung an die Königin Luise im
Jahre 1827, die andere den Namen Karlstraße im gleichen Jahre, zu Ehren
des Prinzen Karl von Preußen. Zwischen der Luisenstraße und der Panke
folgte die Albrechtstraße, so genannt zu Ehren des Prinzen Albrecht von
Preußen, eines Sohnes Friedrich Wilhelms III. An der Kreuzung der Luisen-
und Karl-straße entstand 1837 der Luisenplatz. Um die Luisenstraße nicht
totlaufen zu lassen, wurde die Stadtmauer durchbrochen und das Neue Tor
errichtet. Eine genügende Anzahl von Seitenstraßen anzulegen, hinderten
die Gelände der Charité und der Tierarzneischule. Für eine Vorstadt vor
dem Oranienburger Tor, wo sich die Maschinenindustrie ansiedelte, wurde
schon 1824 ein Plan aufgestellt, aber erst in einer späteren Periode durchgeführt.
Im Südosten der Stadt, in der Cöllnischen Vorstadt mit dem Köpenicker
Feld, war seit dem Bau der Stadtmauer (1737) keine nennenswerte Veränderung
vor sich gegangen. Ackerland und Wiesen erfüllten den weiten von der Mauer
umgebenen Raum. Seit 1802 hieß der an der Innenstadt gelegene Teil dieses
Gebietes Luisenstadt, zu Ehren der Königin Luise, die der Vorstadt eine
neue Bürgerfahne geschenkt hatte.
Die alten Straßenzüge, die vom Stadtkern in die Luisenstadt hineingingen,
waren nicht weiter in das Feld hinausgewachsen. Um 1825 erstreckten sie
sich nicht weiter als hundert Jahre vorher. 1825 - 1826 wurde ein Bebauungsplan
für das Köpenicker Feld innerhalb der Stadtmauer aufgestellt. Er gelangte
aber nicht zur Ausführung, da die Grundbesitzer für ihre Wiesen- und Ackergrundstücke
und für die Hütungs- und Nutzungsrechte entschädigt werden mußten. Bis
1840 zogen sich die Verhand- lungen hin, bis endlich die geldliche Ablösung
der bisherigen Rechte erfolgen konnte und die Neueinteilung und Neuverteilung
des Gebietes durchgeführt wurde. 1843 wurde für das Köpenicker Feld ein
neuer Bebauungsplan aufgestellt, der 1846 und 1857 in Einzelheiten abgeändert
wurde. Die alten schon vorhandenen Straßen wurden nach Möglichkeit beibehalten
(Rixdorfer Straße, Dresdener Straße, Köpenicker Straße, Stallschreiberstraße).
Die neuen Straßenzüge bildeten gleichmäßige, rechtwinklige Häuserblocks,
die von den alten Straßen diagonal durchschnitten wurden. An neuen Straßen
und Plätzen entstanden Brücken- und Nebenstraßen mit ihrer Fortsetzung,
der Prinzen- straße. Diese führt über den Moritzplatz. Vom westlichen
Ende der Luisenstadt bis zum Cottbusser Tor wurde die Ritterstraße angelegt.
Als Entlastungsstraße sollte die Fortführung der Kommandanten- straße,
von der Alten Jakobstraße bis zur Oranienstraße dienen. Die schon im Anfang
des 18. Jahrhunderts begonnene Oranienstraße wird über den .Moritzplatz
nach Osten verlängert. In gleicher Weise wurde die Totengasse, die schon
im 17. Jahrhundert bestand, bis zur Oranienstraße verlängert und führt
seitdem den Namen KIirassierstraße. Die Alexandrinenstraße, eine der ältesten
im Cöllnischen Feld, die im 16.Jahrhundert Demmerung- und im 18.Jahrhundert
Feldstraße hieß, wird begradigt und verliert die charakteristische Linie,
die sie früher hatte. Der Rixdorfer Weg - Dresdener Straße erhielt 1839
vom Kottbusser Tor ab bis zum Landwehrgraben den Namen Kottbusser Straße
und zeigte eine stärkere Bebauung.
Bedeutungsvoll für die Luisenstadt wurde die Erbauung
des Luisenstadtischen Kanals von der Spree bis zum Landwehrkanal. 1848
wurde er in Angriff genommen, um für Erwerbslose Arbeitsmöglichkeit zu
schaffen. Im Oktober des Revolutionsjahres 1848 kam es am Engelbecken
zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Kanalarbeitern und der Bürgerwehr,
wobei Barrikaden errichtet wurden und elf Arbeiter und ein Bürgerwehrmann
den Tod fanden. 1925 wurde der Kanal zugeschüttet, da er für die Schiffahrt
keinen Wert mehr hatte. Eine 2200 Meter lange Promenade zeigt noch jetzt
im Straßen- bild die Strecke, wo er einst floß. Mit seinem Bau wurden
eine Reihe von Uferstraßen angelegt, die die Luisenstadt außerordentlich
belebte, Engelufer, Luisenufer, Elisabethufer, das Kohlenufer und das
Mariannenufer. Dieses setzte sich fort im Mariannenplatz, und der Mariannenstraße.
Da wo die Dresdener Straße den Luisenstädtischen Kanal kreuzte, entstand
der Oranienplatz. Zur gleichen Zeit wurde der Floh- oder Landwehrgraben
zu einem Kanal umgestaltet und mit neuen Uferstraßen versehen, zum Beispiel
Kottbusser Ufer, Hallesches Ufer, Tempelhofer Ufer.
Die Neuanlage der Luisenstadt verlangte eine bessere Verbindung zum nördlichen
Spreeufer; daher wurden neue Brücken gebaut, so die Jannowitzbrücke, im
Zuge der Brückenstraße und die Schillings- brücke, beim Beginn des Luisenstädtischen
Kanals. Zu einer wichtigen Verkehrsstraße gestaltete sich die Köpenicker
Straße; von ihr zweigten außer dem Straßenzug der Brücken-, Neander- und
Prin- zenstraße, die Michaelkirchstraße, die Adalbertstraße und die Manteuffelstraße
ab. Die Kanalanlagen und die Bebauung der Luisenstadt machten verschiedene
Durchbrüche durch die Stadtmauer mit der Anlegung neuer Tore nötig, so
wurde das Anhaltische Tor am Ende der Anhalterstraße im Jahre 1840 errichtet,
um die damals gegründete Berlin-Anhaltische Eisenbahn mit der Stadt in
nähere Verbindung zu versehen. Wo der Luisenstädtische Kanal die Stadtmauer
durchbrach, wurde das Wasser-Tor geschaffen, nach ihm das nördlich gelegene
Hafenbecken, Wassertorbecken und die darauf stoßende Straße Wassertorstraße
benannt.
Am
Lausitzer Platz wurde zwischen dem Schlesischen und Kottbusser Tor das
Wendische oder Neue Köpenicker Tor eingefügt. In gleicher Weise beginnt
die allmähliche Bebauung in anderen Gegenden des Stadtkernes, so vor dem
Halleschen Tor, beim Johannistisch und vor den Toren der Nordseite der
Stadt an den großen Ausfallstraßen. Auch hier mußten erst die Separation
der Ackergrundstücke durchgeführt werden. Dies betraf vornehmlich das
Hufenland vor dem Königs- und dem Schönhauser Tor. Die eigentliche Bebauung
fällt aber in eine spätere Zeit. Nur beginnt schon jetzt die Zerschlagung
der alten Grundstücke und mit ihr im Bunde die Grundstücksspekulation
(Königstadt). Im Kavelland vor dem Stralauer Tor verschwinden die Gärten
und Ackergrundstücke immer mehr, und mit Häusern bebaute Straßen erscheinen.
Als Beispiel möge dienen: der Grüne Weg (jetzt Brauner Weg). Er war der
älteste Feldweg in diesem Gebiet und ist schon 1640 urkundlich erwähnt.
Der Grüne Weg wird Stück für Stück verlängert, und damit, wie auch in
den Nachbarstraßen, nimmt der Hausbau (Mietskasernen) zu. In keinem anderen
Zeitabschnitt der Berliner Geschichte sind die Bauten ein so ausgeprägter
Ausdruck ihrer Zeit als in diesem. Auf der einen Seite zeigt sich höchste
künstlerische Vollendung, die sich in den Formen der Antike und der Gotik
äußert, dem gegenüber steht die Welt der Technik, des Verkehrs und der
Wirtschaft. Eisenbahn und Dampfmaschine ziehen in Berlin ein. Für damals
scheinen sie zwei Welten darzustellen, die sich zwar nicht ausschließen,
aber zum mindesten im harten Gegensatz zueinander stehen. In Karl Friedrich
Schinkel, von dem oder unter dessen Einfluß die meisten Bauwerke entstanden,
ist Berlin ein Baumeister erstanden, der bis in unsere Zeit hinein und
noch für die fernere Zukunft der Stadt sein Gepräge gegeben hat.
Dreikaiserjahr
1888
Wilhelm
1. - Friedrich III. - Wilhelm II. Es ist wohl einmalig in der Geschichte,
daß ein Land drei Kaiser in einem Jahr erlebt: Das Deutsche Reich feierte
1888 drei Thronbesteigungen und nahm Anteil an zwei Begräbnissen. Nach
dem Tod des greisen Kaiser Wilhelms I. (1797-1888) regierte sein Sohn
Friedrich (1831-1888). Doch seine schwere Krankheit gewährte ihm nur 99
Tage Amtszeit. Friedrich hatte lange auf den Thron gewartet und sich nichts
sehnlicher gewünscht. Beeinflußt von seiner sehr liberal gesinnten englischen
Frau Victoria, träumten sie beide von einem liberalen, freiheitlichen
Deutschen Reich. Nichts schien ihnen erstrebenswerter als die deutsche
Kaiserherrlichkeit. Friedrichs Denken war fast unvereinbar mit Otto von
Bismarcks Vorstellungen von deutscher Politik. Bereits als Kronprinz hatte
sich Friedrich öffentlich gegen Bismarck ausgesprochen, woraufhin sein
Vater, Kaiser Wilhelm 1. dermaßen in Wut geriet, daß er ihn erst einmal
verbannte. Erst nach dem Sieg im Krieg gegen Österreich 1866, in dem Friedrich
als der geborene Soldat und brillanter Truppenführer heldenhaft gewirkt
hatte, kam es im anschließenden allgemeinen deutschen Begeisterungstaumel
zu einer Annäherung zwischen Friedrich und Victoria und Bismarck. Niemand
hatte dem ,deutschen Siegfried" solch ein tragisches Lebensende gewünscht:
Der große, vor Kraft strotzende Friedrich siechte ein Jahr lang an einem
Kehlkopfleiden dahin. Nun brach das Wilhelminische Zeitalter an: Der letzte
Kaiser des Deutschen Reiches und der letzte König von Preußen, Wilhelm
II. (1859-1941), kam im Alter von 29 Jahren auf den Thron. War Wilhelm
1. der alte Kaiser gewesen und sein Sohn Kaiser Friedrich, so war Wilhelm
II. der Kaiser! Für Wilhelm II. zählte der Titel des Königs von Preußen
weitaus weniger als die deutsche Kaiserwürde. Und somit wurde der langsame
Abstieg der preußischen Macht fortgesetzt: Seinen Zenit hatte Preußen
1871 mit der Deutschen Reichsgründung erreicht und gleichzeitig überschritten,
ging doch fortan die preußische Geschichte in der deutschen auf.
Wilhelm
II. (Deutsches Kaiserreich)
Wilhelm
II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen,
(* 27. Januar 1859 in Berlin; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande),
Sohn Kaiser Friedrichs III., entstammte der Dynastie der Hohenzollern
und war von 1888 bis 1918 Deutscher Kaiser und König von
Preußen.
Das
Berliner Stadtschloß (1950/51 gesprengt). Der schneidige und selbstbewußte Wilhelm II. gab
gleich zu Beginn seiner Regierung das Motto seiner Zeit aus: ,,Volldampf
voraus!" Wilhelm Zwo - wie er heute genannt wird - wollte nichts
mehr von preußischer, spartanischer Bescheidenheit hören. Für ihn war
Preußen das Land der Junker und Bauern, ,,Ostelbien", wie die Provinz
ihrer Lage nach genannt wurde. Daß er Preußen seine Machtfülle verdankte,
übersah der junge König. Man sagt heute, daß eine körperliche Mißbildung
schuld an seinem übersteigerten Geltungsbedürfnis gewesen sei. Auch die
schlechte Vorbereitung auf seine Rolle als König und Kaiser darf bei der
Beurteilung dieses Monarchen nicht übersehen werden. Wilhelm II. wollte
alleiniger Herrscher sein und sich von niemandem bevormunden lassen. So
entließ er seinen erfahrenen Reichskanzler von Bismarck. Ein folgenschwerer
Fehler? Das Volk aber jubelte dem ,,jungen herrlichen Kaiser" zu,
denn viele waren der ,Alleinherrschaft' des Reichskanzlers überdrüssig.
Mit Reformen in der Sozialpolitik und einer aktiveren Außenpolitik zog
Wilhelm II. das Volk auf seine Seite. Das deutsche Nationalgefühl wurde
immer größer, und das preußische Staatsgefühl schwand immer mehr. Man
hatte ein einig deutsches Vaterland und genoß den allgemeinen Pomp und
Prunk des ,Wilhelminismus.
Das
Berliner Schloss
Das
Berliner Schloss, seit einiger Zeit auch Berliner Stadtschloss
genannt, war die Hauptresidenz (Winterresidenz) der Markgrafen
und Kurfürsten von Brandenburg, später der Könige
in bzw. von Preußen und dem Deutschen Kaiser. Es stand auf
der Spreeinsel im heutigen Berliner Ortsteil Mitte.
Eines der Wichtigsten
Ereignisse dieses Jahrhunderts war wohl erstens die Erfindung der Elektrizität,
und zum zweiten die Erfindung von Siemens, die erste elektrisch Betriebene
Straßenbahn der Welt. Sie fuhr auf einer Probestrecke zum ersten mal am
15. Mai 1887. Die erste Stecke mit Fahrgästen fuhr in Berlin als elektrische
Verbindungsbahn zwischen den AEG- Fabriken und der Brunnenstraße (1897)
in Halle fuhr die erste Bahn am 15. Mai 1891.