Fischerinsel

Fischerinsel ist die Bezeichnung des südlichen Teils der Spreeinsel im Berliner Bezirk Mitte. Allgemein wird heute unter der Bezeichnung Fischerinsel das etwa acht Hektar große Gebiet der Spreeinsel südlich der Gertraudenstraße verstanden, das seit den 1970er-Jahren von Wohnhochhäusern dominiert wird. Der namensgebende Fischerkiez befand sich in einem kleineren Areal am Südende der Insel und ist nicht mehr erhalten.

Geschichte
Von 1237 an gehörte das Gebiet zur Stadt Cölln, die 1709 mit dem benachbarten Alt-Berlin vereint wurde. Von da an gehörte das Gebiet zum Stadtkern Berlins. War es am Anfang noch Zentrum der wohlhabenden Berliner Fischer- und Schifferfamilien, begann als Folge des Dreißigjährigen Kriegs die Verelendung des Viertels. Jedoch blieb es bis zur großflächigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein Zentrum von Binnenschiffer-Familien auf der Spree. Im Zuge des Ost-Berliner Wiederaufbauprogramms wurden von 1967 bis 1972 die letzten erhaltenen Gebäude abgerissen und sechs Wohnhochhäuser nach Vorbild des Typs WHH GT 18 gebaut.

Neben einer Schwimmhalle wurde 1971–1973 in extravaganter Architektur die Großgaststätte Ahornblatt als gesellschaftliches Zentrum des Wohngebietes errichtet. Ihr Abriss im Jahr 2000 zugunsten der Errichtung einer Gebäudezeile in konventioneller Bauweise (Fischerinsel Passage) war äußerst umstritten, da mit ihr ein herausragendes Beispiel moderner DDR-Architektur verschwand. Direkt am südlichen Ende der Fischerinsel, getrennt durch den westlichen Spreearm und verbunden über die Inselbrücke, die Rossstraßenbrücke und die Grünstraßenbrücke, stehen denkmalgeschützte Häuser der Friedrichsgracht wie das Ermelerhaus (Wiederaufbau 1969). Die östliche Grenze der Insel wird über die Mühlendammbrücke und die Gertraudenbrücke an das Alt-Berliner Zentrum angeschlossen.

Bekanntester Bewohner der alten Fischerinsel war der Kaufmann Hans Kohlhase, dem Heinrich von Kleist als Michael Kohlhaas ein literarisches Denkmal als „einen der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ setzte.

In seinen letzten Lebensjahren hielt der Berliner Maler Otto Nagel Stadtansichten vom alten Fischerkiez fest (Pastell-Serie Abschied vom Fischerkiez, 1965).

 


Blick von der Fischerinsel zu Nikolaikirche
und Ephraim-Palais 2009

Spreeinsel

Die Spreeinsel ist eine Insel in der Spree im Berliner Ortsteil Mitte. Sie besteht aus drei Abschnitten. In der Mitte der Spreeinsel befand sich bis 1950 das Berliner Stadtschloss, dessen Teilrekonstruktion vorgesehen ist, und zu DDR-Zeiten der Marx-Engels-Platz. Der südliche Teil der Insel wird Fischerinsel genannt, der nördliche Museumsinsel.

Die nördliche Spitze der Insel war im Mittelalter noch eine sumpfige Flussaue, wurde später für Gärten und als Lustgarten genutzt. Ab dem 19. Jahrhundert entstanden hier verschiedene Museumsbauten. Dieser Teil der Insel ist heute als Museumsinsel bekannt. Die Museumsinsel gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

In der Mitte der Insel stand seit dem Mittelalter zunächst eine Burg, später das Berliner Stadtschloss. Es diente den brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Königen als Residenz, die ab 1871 zugleich Deutsche Kaiser waren. Nach schweren Beschädigungen während des Zweiten Weltkriegs wurde das Stadtschloss 1950 gesprengt. An dieser Stelle wurde der Marx-Engels-Platz angelegt, der zum Staatsforum der DDR ausgebaut wurde. Er war von hochrangigen Institutionen des Staates eingefasst: dem 1964 erbauten Staatsratsgebäude im Süden, dem 1976 eröffneten Palast der Republik mit dem Sitz der Volkskammer im Osten und dem Außenministerium der DDR im Westen, das aber selbst nicht mehr auf der Spreeinsel stand. Von diesen Gebäuden ist lediglich das Staatsratsgebäude heute noch vorhanden. Der Platz heißt heute wieder Schloßplatz. Der Berliner Dom in der Nähe des Schlosses überstand die schweren Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs und wurde bis 2002 renoviert.

Im Süden der Spreeinsel lag die Stadt Cölln, bis 1709 die Schwesterstadt des alten Berlin, das nördlich der Spree lag. Der südliche Teil der Insel südlich der Gertraudenstraße ist heute als Fischerinsel bekannt, benannt nach dem früheren Fischerkiez im äußersten Süden der Insel. Die Fischerinsel ist heute mit Punkthochhäusern in aufgelockerter Bauweise bebaut, einer modernen Wohnbebauung in Plattenbauweise, eingebettet in Grünflächen.

Zwischen Fischerinsel und Schlossplatz sind nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nur noch wenige historische Denkmäler erhalten wie das heute als Museum genutzte Nicolaihaus, das Galgenhaus, die Jungfernbrücke, der Neue Marstall, in dem sich heute die Magazine der Berliner Stadtbibliothek befinden, und die Außenhülle eines Teils des seinerzeit größten Berliner Kaufhauses Rudolph Hertzog.

Die Berliner Spreeinsel wurde nach der Deutschen Wiedervereinigung eines der umstrittensten Areale der deutschen Denkmalpflege, überlagerte sich doch genau hier der wichtigste Baubestand aus zwei ideologischen Systemen der deutschen Teilungsgeschichte.

 


Spreeinsel (gelb) auf einem Stadtplan von 1688

 

nach oben


Werbung: