Zur
geschichtlichen Entwicklung beider Städte
Für
die beiden nur durch die Spree getrennten Städte lag das Bestreben nahe,
sich zu einer engeren Gemeinschaft zu verbinden, zumal die zerrütteten
politischen Verhältnisse zu Beginn des 14. Jahrhunderts einen stärkeren
Zusammenschluß forderten. So schlossen beide 1307 einen Vertrag, der das
Zusammengehen Berlins und Cöllns bestimmte. Zwar blieben die Räte in beiden
Städten bestehen, aber in wichtigen gemeinsamen Fragen traten sie als
eine Körperschaft zusammen in einem besonderen Rathaus, das auf oder neben
der Langen Brücke stand. Die Vereinigung sollte ihre Früchte tragen in
den kommenden Zeiten, als die Askanier ausstarben und in den Zeiten der
bayrischen und luxemburgischen Markgrafen die politischen Verhältnisse
immer wirrer wurden. Da bildete Berlin-Cölln ein festes Bollwerk. 1321
übernahm die Doppelstadt für hundert Jahre die Führung des Landfriedens
Bündnisses der Mittelmärkischen Städte. In diesem Zeitraum konnten beide
ihre Machtstellung immer weiter ausbauen. Durch Kauf der benachbarten
Dörfer im Norden und Süden der Städte und Erwerbung Iandesherrlicher Güter
entstand ein fast unmittelbares Gebiet um die Städte. Mit sichtbarer Betontheit
suchten sie ihre Freiheit und Selbständigkeit zu sichern und das Streben
nach Unabhängigkeit wurde immer stärker, besonders seitdem Berlin - Cölln
der Hanse beigetreten war. Eine neue Zeit brach an, als der Nürnberger
Burggraf Friedrich von Hohenzollern in die Mark einzog. Die Doppelstadt
glaubte auch jetzt noch, ihre Wünsche nach Selbständigkeit zum Ausdruck
bringen zu dürfen. Aber sie erkannte nicht, daß die Staatsgewalt erheblich
verstärkt war gegen früher. So mußte es zum Zusammenstoß kommen. Im Berliner
,,Unwillen" 1442 bis 1448 unterlag die Stadt. Kurfürst Friedrich
II., Eisenzahn, nahm ihr die Selbständigkeit und fügte sie in den Organismus
seines Staates ein. Die Burg, die er in Cölln anlegte, ist noch von den
nachkommenden Geschlechtern als das frenum antiquae libertatis bezeichnet
worden.
In diesem Augenblick ist es mit der ,,Bürgerstadt" Berlin-Cölln zu
Ende. Sie wird Residenzstadt der Hohenzollern und ihre weitere, besonders
bauliche Entwicklung ist mit dem Herrscherhaus auf das engste verbunden.
Bauten
um Sechzehnhundert
Von
Wohnhäusern aus dem Mittelalter bis 1650 sind nur sehr wenige erhalten.
Im Hause Hoher Steinweg sind noch einige Räume mit Gewölben vorhanden.
Einer späteren Zeit gehören die Giebelhäuser Fischerstraße zum ,,Nußbaum"
und Fischerstraße an. Aus dem 17. Jahrhundert steht nur noch ein Haus.
In der Breitenstraße erbaute 1624 der Kammerrat und spätere Gouverneur
von Spandau, Hans Georg von Ribbeck, ein ansehnliches Haus mit reichgeschmücktem
Portal und schönen Giebeln, das zum ehemaligen Marstall gehörte.
Im Rathäuslichen Vermögen beider Städte befanden sich einige gewerbliche
und landwirtschaftliche Betriebe. Die Stadt Cölln besaß eine Schäferei
vor dem Köpenicker Tor und einen Stadthof Wirtschaftshof mit (Marstall
für die Stadtpferde) an der Gertraudenbrücke Berlin hatte gleichfalls
einen Stadthof am Ende der Stralauer Straße am Tor, am Spandauer Tor auf
dem Stadtgraben Gerberhäuser, an gleicher Stelle Ziegelhöfe, Walk- und
Schneidemühlen und einen Kupferhammer, von ihm wurde der Teil des Berliner
Stadtgrabens am Spandauer Tor Kupfergraben genannt. Die Bezeichnung Kupfergraben
für den Spreelauf an den Museen ist später hierher übertragen worden.
Das
Berlinische Rathaus
Ob
in ältester Zeit das Rathaus auf dem Molken- Markt in der Nähe des Roland
gestanden hat, wie oft behauptet worden ist, kann urkundlich nicht nachgewiesen
werden. Um 1390 erhob es sich schon an der Ecke Königstraße Spandauer
Straße. Neben ihm trat aus der Häuserflucht der Spandauer Straße die alte
Gerichtslaube hervor, die bei dem großen Brand 1282 total niederbrannte,
und nicht wieder aufgebaut wurde. Hier saßen die Schöffen zu Gericht.
Sie enthielt zwei Geschosse, wie es das im Park von Babelsberg unter König
Wilhelm 1. wiedererrichtete Bauwerk zeigt. An der Außenseite der Gerichtslaube
befand sich ein merkwürdiges Bildwerk; der Kaak, ein auf einer Konsole
hockender Vogel mit Eselsohren und grinsendem Menschenantlitz. An dem
Pfeiler unter dem Kaak wurden die Verbrecher an den Pranger gestellt.
Nach einer am Rathaus befindlichen Tafel ist es 1380 mit der ganzen Stadt,
1484, 1581 abgebrannt und 1584 wieder aufgebaut worden. Unter dem Hauptbau
des Rathauses in der Georgen- König- straße lag der Ratskeller, der Bernauische
Keller genannt, in dem das berühmte Bernauer Bier verschänkt wurde. Darüber
enthielt das erste Stockwerk den Tanzboden, den Festsaal für Rat und Bürgerschaft.
Im Keller lag ein Gefängnis, der Krautgarten genannt wurde.
Die
Nikolaikirche,
die Pfarrkirche von Berlin, dem Heiligen Nikolaus, Martinus und
der Heiligen Katharina geweiht, in der Nähe des Molkenmarktes auf einem
besonderen Kirchplatz gelegen, der von dem Molkenmarkt und den anliegenden
Straßen durch eine Anzahl von Gassen zugänglich ist und bis zum Beginn
des 18. Jahrhunderts als BegräbnispIatz diente.
Sie ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Kapellenanbauten auf der Nord-
und Südseite (die zweigeschossige Liebfrauenkapelle und eine Doppelkapelle
auf der Nordseite). 1245 ist ihre erste urkundliche Erwähnung. Daraus
ist zu schließen, daß sie bei der Gründung der Stadt zwischen 1230 und
1240 erbaut ist. Ob die Kirche sofort im jetzigen Umfang und Aussehen
errichtet ist, wird bezweifelt. Jedoch zum Beweis des Gegenteils fehlt
es an urkundlichem und bildlichem Material. Von 1264 ab werden vielfach
Ablaßbriefe für den Kirchenbau erlassen. Der große Brand von 1380 hat
Kirche und Stadt in gleicher Weise betroffen. Der älteste Bauteil ist
der Granitunterbau des Turmhauses. Der Chor wurde 1380 errichtet, während
das Langhaus erst nach 1460 seine endgültige Gestalt erhielt. Von den
Türmen war nur der südliche ausgebaut, an Stelle des nördlichen erhob
sich ein einfacher Giebel. Die Erneuerung der Kirche vom Jahre 1878, die
nicht allgemeinen Anklang fand, hat den charakteristischen Turmbau beseitigt
und zwei gleiche Türme errichtet.
Die
Marienkirche,
entstand mit der Anlage des Neuen
Marktes um die Mitte des 13. Jahrhunderts auf einem besonderen Kirchplatz.
1294 zuerst erwähnt, fiel sie 1380 wie ihre Mutterkirche dem verheerenden
Brand zum Opfer. 1381 wurde mit dem Neubau begonnen. Um 1417-1418 wurde
der Turm errichtet, der mehrfache Veränderungen durchmachte. 1661 brannte
er, vom Blitz getroffen, nieder und bekam durch den kurfürstlichen Baumeister
Matthias Smids einen Renaissance- Oberbau. Dieser wurde 1788 wegen Baufälligkeit
abgerissen und erhielt durch Langhans die heutige Form. Die Marienkirche
ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einschiffigem Chor. Im Innern
befinden sich ein sehr bedeutsames Werk mittelalterlicher Malerei, ,,der
Totentanz", aus der Zeit von 1460-1470, und die 1703 von Schlüter
gefertigte Marmorkanzel. Vor der Kirche steht ein Sühne- kreuz.
Die
Klosterkirche,
des Franziskaner Ordens oder der Grauen Brüder in der Klosterstraße, vor
1250 ist der Orden in Berlin nachweisbar, aber erst 1271 erfolgte der
Bau der Kirche und der Klostergebäude. Vom Brand von
1380 blieb sie verschont. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das
Chorhaus vollendet, ein aus sieben Seiten eines Zehnecks entwickeltes
Ostpolygon. Im 19. Jahrhundert wurde sie in pietätloser Weise verunziert,
zum Beispiel entstanden an der Westfront zwei achteckige Treppentürme
und eine Bogenhalle, die die alte Kirchhofsmauer verdrängte. 1926-1934
wurde sie in der ursprünglichen Form erneuert, ohne Türme, wie es die
Ordensregel verlangt. Nur die Bogenhalle blieb bestehen. Nach der Einführung
der Reformation wurde 1571 in den Kloster- Gebäuden eine Lateinschule,
das Gymnasium zum Grauen Kloster, errichtet.
Die
heilige Geist Kapelle,
in der Spandauer Straße, zum Heilig Geist Hospital gehörend und 1272 zuerst
erwähnt. Sie ist ein einschiffiger rechtwinkliger Backsteinbau mit einem
schönen Ostgiebel. Ein Wahrzeichen Berlins waren die drei Linden auf dem
Kirchhof, unter denen gepredigt wurde. 1905 wurde sie in den Neubau der
Handelshochschule einbezogen.
Das
Kramhaus,
in der Spandauer Straße an der Ecke der Bischofsstraße lag das Kauf oder
Kramhaus, das als Niederlage der Kaufmannsgüter diente. Zu Beginn des
17. Jahrhunderts verlor es seine frühere Bestimmung und wurde vom Rat
als Stadtkeller unter dem Namen ,,der Grüne Baum" eingerichtet. Neben
dem Kramhaus führte eine kleine Gasse zum Neuen Markt, in der die Feuerleitern
und Löschgeräte untergebracht waren und daher den Namen Leitergasse führte.
Stadtkeller und Leitergasse gingen 1677 in Privatbesitz über.
Der
Mühlendamm,
Der alte Übergang vom südlichen zum nördlichen Spreeufer führte seinen
Namen nach den sechs Mühlen, die an ihm errichtet waren. Infolge des Dammes
konnte die Schiffahrt auf der Spree nicht weitergeführt werden, so das
an dieser Stelle eine Umladung der Waren erfolgen mußte. An der sehr verkehrsreichen
Stelle entstanden Kramläden und Buden, die zur Zeit des Großen Kurfürsten
einen sehr liederlichen Anblick boten.
Dieser schuf schon aus Gründen der Feuersicherheit Abhilfe und ließ 1683
massive Bauten errichten, die unter seinem Nachfolger fortgesetzt wurden.
Nach der Fischerbrücke zu hatte der Bau eine Bogenöffnung, die mit barocken
Trophäen geschmückt war und Friedrichspforte hieß. Über ihr erhielt 1693
die Berliner Kaufmannsgilde einen Saal für ihre Sitzungen, der älteste
Börsensaal in Berlin. Im 19. Jahrhundert verwahrloste das Bauwerk durch
einen Trödelmarkt sehr und wurde 1887 bis 1890 abgerissen.
Die
Hundebrücke,
seit 1822 Schloßbrücke. Ihre Entstehungszeit ist nicht überliefert.
1617 wird ihr Name erklärt, weil man die Jagdhunde darüber führt. 1822
Neubau durch Schinkel. Unter Friedrich Wilhelm IV. erhielt sie plastischen
Schmuck durch Bildhauer der Rauch'schen Schule: 8 Marmorgruppen, wie Pallas
und Nike den Krieger durch das Leben führt.
Das_Schloß.
Am 29. August 1442 wurde dem Kurfürsten Friedrich II. der Baugrund überlassen.
Am 31.Juli 1443 wurde der Grundstein gelegt. Nach Fertigstellung des Baues
1451 verließ der Kurfürst die bisherige Residenz, das ,,Hohe Haus"
in der Klosterstraße. 1538 wird die ,,Burg" unter der Regierung Joachims
II. durch Kaspar Theih und Kunz Buntschu in ein Schloß verwandelt in den
Formen der deutschen Frührenaissance, das 16. Jahrhundert brachte eine
Reihe von Anbauten. Vor dem Schloß auf dem Schloßplatz, wurde eine "Stechbahn"
errichtet, deren
Umfassungsmauer für Verkaufsbuden verwendet wurde. Während des 30 jährigen
Krieges trat ein starker Verfall des Bauwerks ein. Der Große Kurfürst
ließ viel erneuern und neu bauen. Unter der Regierung König Friedrich
1. erhielt das Schloß ein neues Aussehen. 1697-1698 sind die Entwürfe
entstanden, 1699 ist mit dem Bau durch Schlüter begonnen worden. An der
Lustgartenecke (jetzt dort die Adlersäule) plante Schlüter einen Münzturm.
Vor seiner Vollendung stürzte der Turm ein. Infolgedessen trat an Schlüters
Stelle Eosander von Göthe. Dieser schuf u.a. das prächtige Portal an der
Schloßfreiheitseite. Friedrich Wilhelm 1. ließ 1716 durch Böhme den Bau
vollenden. Bei dem Neubau wurde die auf dem Schloßplatz errichtete Stechbahn
mit den Buden abgebrochen und auf der Westseite des Schloßplatzes dreistöckige
Wohn- und Kaufhäuser errichtet, die im Erdgeschoß Bogenlauben mit Läden
enthielten.
Auf diese Häuser wurde der Name (Neue) Stechbahn, obwohl völlig unbegründet,
übertragen. Die Neue Stechbahn erbaute de Bodt. 1865 wurde sie abgerissen
und auf ihre Stelle das sogenannte Rote Schloß ein Kaufhaus, gesetzt.
Der
Gendarmenmarkt |
Der
Gendarmenmarkt in Mitte wird oft als schönster Platz Berlins
bezeichnet. Zentrales Gebäude ist das Konzerthaus, das an der
Nordseite (im Bild rechts) vom Französischen Dom, auf der Gegenseite
vom Deutschen Dom flankiert wird.

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Der
Dom.
Um 1300 als Kirche und Kloster des Dominikaner Ordens (Schwarze Brüder)
gegründet, 1536 vor Einführung der Reformation löste Joachim den Dominikanerkonvent
auf, und Kloster und Kirche wurde in ein Kollegiatstift zu Ehren der Heiligen
Magdalena und des Heiligen Erasmus umgewandelt, mit welchem das Kapitel
des 1469 in der Erasmuskapelle im Schloß gegründeten Domstifts verbunden
wurde. Seitdem Domkirche. Sie war eine dreischiffige gotische Hallenkirche.
1545 bestimmte Joachim II. sie als Begräbnisstätte für sich und seine
Familie. 1747 wurde die baufällige Kirche abgerissen.
Die
Petrikirche, die Pfarrkirche von Cölln.
1237 zuerst erwähnt. Der Westturm war ein Feldsteinbau. Eine dreischiffige
Hallenkirche mit einschiffigem Chor. Friedrich Wilhelm 1. ließ durch den
Hofbaumeister Grael einen Neubau des Turmes 1727 aufführen. Durch einen
dreifachen Blitzstrahl wurde 1730 der Turm, der noch vom Baugerüst umgeben
war, getroffen und in Brand gesetzt. Der brennende Turm stürzte auf die
Kirche und vernichtete diese und 4 umliegende Häuser. An eine Wiederherstellung
war nicht zu denken. Grael bekam den Auftrag, die Kirche wieder aufzubauen.
Nach dem königlichen Wunsche sollte der Turm höher werden als der des
Strassburger Münsters. Da Grael nach Ansicht Friedrich Wilhelm 1. zu langsam
arbeitete die Verzögerungen ergaben sich aus Grundarbeiten
und der Wasserbewältigung - trat Gerlach an Graels Stelle. 1734 stürzte
der fertige Turm ein. Die Kirche wurde 1730 nicht wieder auf derselben
Stelle errichtet,sondern nach der Brüderstraße hingerückt. Der Grundriß
zeigte eine Verbindung von Saal- und Zentralkirche. Der Bau wurde von
Gerlach und dem Holländer Titus Favre fortgeführt. Beim Tode Friedrich
Wilhelms 1. war der Turm noch nicht vollendet. In diesem Zustand blieb
er bis 1809, als Turm und Kirche durch eine Feuersbrunst zerstört wurden.
1846 bis 1852 ist das Gotteshaus neu gebaut worden. Hinter ihr und am
Hundemarkt lag die Cöllnische Stadtschule bis zum Brand von 1730.
Das
Rathaus in Cölln.
Am Cöllnischen Fischmarkt, zwischen der Gertraudten- und Scharren- Straße
gelegen. Über die Baugeschichte ist nicht viel bekannt. 1583 ließ der
Bürgermeister Otto den Tanzboden abtünchen, auch die Gewölbe und ,,Loben"
(Lauben) vor dem Rathaus renovieren. Auch eine Gerichtslaube wird erwähnt.
1710 wurde ein Neubau durchgeführt. Später diente das Gebäude verschiedenen
städtischen Zwecken. Zweimal benutzte es das Cöllnische Gymnasium. Seit
1822 bis 1870 diente es als Sitz der Stadtverordnetenversammlung. 1899
wurde es abgerissen und ein Geschäftshaus an seine Stelle gesetzt.
Die
Vorstädte und die Feldmark
Vor dem Mauerring
dehnten sich die Feldmarken der Städte aus. Vor Berlin lagen die 122 Hufen
in drei Feldern im Norden, im Osten die sogenannten Havelländer westlich
an die Hufen schloß sich die Große Stadtheide mit der Hasenheide an der
Panke an. Die Spree war von Wiesen umsäumt. Die Cöllnische Feldmark hatte
nur zwei Felder, ein Winterfeld und ein Sommerfeld (auch Semmelfeld genannt).
Am Spreeufer lagen Wiesen und mitten in der Feldmark die große Bullenwiese.
Im Südosten der Feldmark erstreckte sich die Cöllner Stadtheide. An der
Straße nach Köpenick
lag der Cöllner
Schützenplatz, der im 17. Jahrhundert in die Gegend der Jerusalemskapelle
verlegt wurde (daher der jetzige Name Schützenstraße). Schon im 16. Jahrhundert
sind Vorstädte nachweisbar: vor Berlin die Spandauer, Georgen und Stralauer
Vorstadt, vor Cölln: die Köpenicker und die Teltower Vorstadt. In den
Vorstädten entstanden Weinberge, Meiereien, Schäfereien, zum Beispiel
die CöIlner Ratsschäferei,
Holzmärkte auf beiden Ufern der Spree.
Die Georgenvorstadt
hat ihren Ausgangspunkt vom Georgenhospital. Das vor dem Georgentor liegende
Hospital für Aussätzige mit einer Kapelle wird 1272 zum ersten Mal erwähnt.
Von 1331 ab bis zum Ende des 17.Jahrhunderts fehlt es fast vollständig
an Nachrichten über das Hospital. 1689 erhielt die Georgenkapelle einen
eigenen Geistlichen und wurde Pfarrkirche für die drei Berliner Vorstädte,
die sich im 17. Jahrhundert sehr vergrößert hatten, nachdem sie im 30
jährigen Kriege stark verwüstet waren. 1693 und 1704-1705 erfolgte eine
Vergrößerung der Kirche. 1720 wurde das alte Spitalgebäude vor der Westfront
der Kirche abgerissen und ein Neubau trat an seine Stelle. 1779 bis 1780
wurde ein Neubau der Kirche durchgeführt. Diese wurde 1894 abgerissen
und neu gebaut. Der Georgenkirche gegenüber lag der Berliner Schützenplatz
in der Nähe des Georgenhospitals, an der Straße nach Landsberg stand der
alte Rabenstein, die Gerichtstätte, an der die
Hinrichtungen mit dem Schwert vorgenommen wurden. Und vor dem Stralauer
Tor, an der Straße nach Frankfurt, erhob sich der Galgen. In der Spandauer
Vorstadt hatte 1568 der Berliner Bürgermeister Hans Blankenfelde einen
Ziegelhof angelegt. 1660 erwarb ihn die Kurfürstin Luise Henriette. Die
Ziegelstraße und die Kalkscheunenstraße erinnern noch an die Blankenfeldesche
Anlage. In ihrer Nähe lag im 16. Jahrhundert eine landesherrliche Meierei
mit großem Garten, aus der im 18. Jahrhundert Schloß Monbijou entstanden
ist.
Vor dem Gertraudtentor
in Cölln war eine Vorstadtsiedlung bei der Gertraudtenkapelle, diese einschiffige
gotische Kapelle führt in die Zeit von 1405 bis 1411 zurück. Dazu gehörte
ein Hospital, das für adelige Frauen bestimmt war. Nach ihm wurde später
die Kirche Spittelkirche und der sie umgebende Platz Spittelmarkt genannt.
Im 30 Jährigen Krieg erlitten Kirche und Spital großen Schaden. 1739 umgebaut
und vergrößert verfiel sie im 19. Jahrhundert immer mehr und wurde abgerissen.
Eine ähnliche Kapelle war in derselben Gegend mit der Jerusalemskapelle
entstanden, an der Straße, die nach Tempelhof führte (jetzt Lindenstraße);
1484 wird sie zuerst erwähnt. Sie soll der Sage nach von einem Berliner
Bürger Müller nach einer Wallfahrt zum Heiligen Grabe entstanden sein.
1726-1727 wurde sie auf Veranlassung Friedrich Wilhelm 1. neu gebaut und
1731 mit einem stattlichen Turm von Gerlach versehen. 1878-1879 wurde
sie durch eine Backsteinverblendung umgebaut. Westlich vom Schloß, auf
dem späteren Friedrichwerder, waren schon im 16. Jahrhundert Bauten und
Siedlungen entstanden, die in landesherrlichem Besitz waren, so der Reitstall
und in seiner Nähe der Jägerhof
mit einem Viehhof und mehreren Gärten, vor allem mit einem großen Holzgarten
und das Kurfürstliche
Ballhaus (später Raules Hof), kurfürstliche Mühlen
und weitere Baulichkeiten, die für Hofbeamte bestimmt waren. So bietet
sich das Stadtbild um die Wende des 16. bis 17. Jahrhunderts. Damals hatten
beide Städte ungefähr 8000 bis 9000 Einwohner. Obwohl der Plan des kurfürstlich
Brandenburgischen Ingenieurs und Baumeisters Johann Gregor Memhardt, der
diesem Blatt in Verbindung mit dem Plan von La Vigne zu Grunde gelegt
ist, erst aus dem Jahre 1650 stammt, besteht doch eine Berechtigung, ihn
für diesen Zeitraum zu verwenden. Die urkundliche Überlieferung ist so
gut und reichhaltig, daß sich in der Zeit von 1600 bis 1650 das Stadtbild
nicht verändert hat. Ja sogar Memhardts Plan ist für die Betrachtung der
vorherliegenden Jahrhunderte zu verwenden, weil er uns einwandfrei die
Anlage der mittelalterlichen Stadt zeigt. Wenn auch die Vorstadtgebiete
nach dem noch späteren Plan von La Vigne (aus dem Jahre 1685) behandelt
sind, so ist zu bedenken, daß es dafür keinen früheren Plan gibt. Aber
auch für unseren Zeitraum kann Le Vigne als zutreffend gelten, weil die
Verhältnisse in den ländlichen Teilen viel konservativer erhalten wurden
als in der Stadt. Die grundlegenden Veränderungen auf der Feldmark sind
erst mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts eingetreten. Aus dem Gesagten
ergibt sich schließlich die Berechtigung, beide Pläne miteinander zu verbinden.
Von dem La Vigne'schen Plan wurden die Festungswerke fortgelassen, die
Gebiete vor der Stadtmauer sind nach beiden Plänen zusammengefaßt.

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