Die Geschichte des Reichstags

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1925 - 1928 Die guten mittleren Jahre

Paul LöbeDie Reichstagswahl von 1928 geht für die Republik günstig aus. Die SPD erringt einen klaren Wahlsieg. Die Republikfeindliche Deutschnationale Volks-partei erleidet eine deutliche Niederlage. Das Zentrum hält sich gut. Der ständige Mandatsschwund bei den Mittelparteien, insbesondere bei der Deutschen Demokratischen Partei (der späteren Staatspartei) als der republiktreusten, ist jedoch bedenklich. Obwohl zahlenmäßig die Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, Demokraten) eine knappe Mehrheit im Reichstag gehabt hätte, kommt es unter dem sozialdemokratischen Kanzler Herrmann Müller zu einem Kabinett der Großen Koalition.
Dieses Regierungsbündnis ist nicht spannungsfrei, da die Flügelparteien SPD und Deutsche Volkspartei in der Wirtschafts- und Sozialpolitik sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten.
Paul Löbe (Bild), Reichstagspräsident (mit einer Unterbrechung von wenigen Monaten) von 1920 bis 1932, erweist sich als Meister in der Verhandlungsführung und in der Handhabung der Geschäftsordnung des Reichstages.

 

1929 Wolken am Horizont

Außenminister Stresemann bei einer Rede vor dem Völkerbund.Die guten mittleren Jahre der Republik sind mit dem Namen des Deutschen Außenministers Dr. Gustav Stresemanns verbunden. Von 1923 bis zu seinem frühen Tode am 3. Oktober 1929 führt er die deutsche Außenpolitik. International bedeutet die Ära Stresemann eine kurze Atempause der Ent-spannung und Verständigung. 1925 bringt Stresemann zu-sammen mit seinem französischen Kollegen Briand den Locarno-Vertrag zustande. In die gleiche Richtung einer Befrie-dung Europas weißt Deutsch-lands Eintritt in den Völkerbund 1929.

Für die deutsche Innenpolitik ist sein früher Tod verhängnis-voll. Unter seiner Parteiführung kann die Deutsche Volkspar-tei an der Seite der Republik gehalten werden. Er drängt auf einen Ausgleich mit der SPD. Er will den Brückenschlag zwischen dem alten kaiserlichen Deutschland und der jungen Republik.

Ohne ihn ist der deutsche Reichstag ärmer. Seine parlamentarische Meister-schaft, seine glänzende Rhetorik fehlen dem hohen Hause sehr. Wie vor ihm Reichspräsident Friedrich Ebert, ist auch Außen-minister Gustav Stresemann für die Republik und für den deutschen Reichstag unersätzlich.
Als im Herbst 1929 eine weltweite Wirtschaftskrise ausbricht, wird diese günstige Entwicklung nachhaltig erschüttert.

 

1930 - 1932 Die Auflösung der Republik

Traueransprache für Stresemann von dem ReichstagDie Regierung der Großen Koalition bricht im März 1930 auseinander. Sie war die letzte auf parlamentarische Grundlage gebildete Regierung der Republik. Im gleichen Zeitraum hat Deutschland bereits über 3½ Millionen Erwerbslose.

Das Kabinett Brüning, ohne Koalitionsbindung und Reichstagsmehr-heit regierend, wird der Krise nicht Herr. Im Volke breitet sich Hoffnungslosigkeit aus. Aus den Reichstags-wahlen vom 14. September gehen die Nationalsozialisten mit 107 Sitzen als Sieger hervor.

Mitte 1932 erreicht die Wirt-schaftskrise mit über 6 Millionen Arbeitslosen ihren Höhepunkt. Die Parteizersplitterung hat ihren Höhepunkt erreicht. Sie war einer der Gründe für das Scheitern der Republik. Die NSDAP ist nun in-zwischen zur weitaus stärksten Partei herrangewachsen.
Die Weimarer Republik geht dem Untergang entgegen.

Im Parlament

 

1933 Die parlamentarische Demokratie ist tot


1932 ist ein Jahr des Dauerwahlkampfes mit Agitatoren, Aufmärschen und Straßenkämpfen. Links oben: Hitler auf einer Wahlkundgebung im Berliner Lustgarten. Daneben: Aufmarsch des Rotfrontkämpferbundes. Unten: Aufmärsche des Stahlhelm - Bund der Frontkämpfer und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Bild rechts: Der Reichstagsbrand.

Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Am Abend des 27. Februar brennt der Reichs-tag. Knapp einen Monat später fordert Hitler vom Reichstag die Zustimmung zum Ermächtigungs-gesetz. Gegen die Stimmen der SPD wird es trotzalledem angenommen. Damit ist die parlamentarische Demokratie in Deuschland endgültig zerstört und der Weg zur Einparteienherrschaft frei.

 

1945 Die deutsche Katastrophe

die Sowjetfahne wird auf dem Reichstag gehisstDie nationalsozialistische Herrschaft führt Deutschland und Europa in die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.
Anfang Mai 1945 im Kampf um Berlin steht das Reichstagsgebäude im Mittelpunkt. Als die Sowjetflagge auf einem seiner Ecktürme gehißt wird, ist die Schlacht um Berlin zu Ende, und die deutsche Niederlage besiegelt.

Der Krieg ist vorbei. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird sichtbar. In Trümmern, Leid und Not regt sich aber bereits der Wille zum Auf-
Der zerstörte Reichstag zum Kriegsendebruch in eine friedliche und menschenwürdige Zukunft. 1949 werden in dem von den westlichen Siegermächten besetzten Teil Deutschlands, mit dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland die Weichen für eine verfaßte, von Recht und Freiheit geprägte Neuordnung gestellt.
Den Menschen in dem von der Sojetunion besetzten Teil wird dagegen die freie Selbstbestimmung ver-sagt, und damit die Spaltung Deutschlands und Berlins vollzogen.
Mit der Gründung der DDR war diese Teilung perfekt.

Der Reichstag verlor seine Bedeutung, und sollte ihn erst nach mehr als 40 Jahren zurückerlangen.

1990 Die deutsche Einheit

Der Reichstag zur Wende1971, genau 100 Jahre nachdem Zusammentritt des ersten Reichs-tages, ist das Reichstagsgebäude wieder aufgebaut worden.
Der Deutsche Bundestag hält regel-mäßig Fraktions- und Ausschuß-sitzungen im Reichstagsgebäude ab und unterstreicht damit die Bindun-gen an Berlin und an das Gebot des Grundgesetzes "In freier Selbstbe-stimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden".
Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und auch der Senat von Berlin ließ sich nicht beirren, als Sowjetische Jagtbomber diese friedlichen Tagungen stören wollten.

Fall der Berliner MauerAm 9. November 1989 erheben sich die Deutschen in der DDR gegen 40 Jahre SED Diktatur. Mit dem Ruf "Wir sind das Volk" und "Wir sind ein Volk" fordern sie Freiheit, Demo-kratie und die Einheit Deutschlands. Diese gewaltlose Revolution überwindet Mauer und Stacheldraht. Am 9. November 1989 kommt es vor dem Brandenburger Tor zwischen Deutschen aus Ost und West zu einem Fest des Wiedersehens, das die Welt bewegt. Die staatliche Einheit Deutschlands ist am 3. Oktober 1990 endlich erreicht. Die konstituierende Sitzung des 12. Deutschen Bundestages, des am 2. Dezember ersten frei gewählten gesamtdeutschen Parlaments nach 58 Jahren, findet am 20. Dezember 1990 im Reichstagsgebäude statt.

Die Bundesregierung beschließt, das Berlin wieder zur ge-sammtdeutschen Hauptstadt wird, und das die Regierung schrittweise von Bonn nach Berlin zieht.
Ferner wird beschlossen, daß das Reichstagsgebäude wieder sein ursprüngliches Aussehen erhalten soll.

1997 wird der Reichstag dann eingepackt, während im innern die Bauarbeiten für den Umbau im vollem Gange sind.

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