Stadtbild
Lage Geologisch liegt der Ortsteil vollständig auf der Grundmoränenfläche des Barnim und grenzt nach Südwesten (zum Bezirk Mitte) an das Berliner Urstromtal, das sich in der Eiszeit gebildet hat. Der höchste Punkt des Ortsteils liegt heute mit 91 Metern über dem Meeresspiegel im Nordosten im Volkspark Prenzlauer Berg. Dieser Berg entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als einer der Trümmerberge durch das Aufschütten von Trümmern aus der Innenstadt und anschließender Begrünung. In Prenzlauer Berg gibt es bis auf kleine Seen im Volkspark Prenzlauer Berg und im Thälmannpark keinerlei Wasserflächen und heute auch keine Waldflächen mehr. Stadtbild Prenzlauer Berg bildet heute ein fast homogenes Altbaugebiet. Über 300 Gebäude stehen unter Denkmalschutz, wie das Stadtbad Oderberger Straße, die Brauerei in der Milastraße oder die Brauerei in der Knaackstraße. Der innenstadtnahe Teil ist von Restaurants und Bars geprägt. Besonders in der Kastanienallee, um den Kollwitz- und um den Helmholtzplatz konzentriert sich die berlintypische Gastronomie. Mittelpunkt des Nachtlebens ist das Gebiet um den U-Bahnhof Eberswalder Straße, an dem sich Schönhauser Allee, Danziger-/Eberswalder Straße und Kastanien-/Pappelallee schneiden. Diese Kreuzung und der Kiez werden „Ecke Schönhauser“ genannt. Diese ältere berlinische Bezeichnung wurde als Titel für den gleichnamigen DEFA-Kultfilm von 1957 verwendet und dadurch allgemeiner bekannt. „Unter dem U-Bahnbogen an der Ecke Schönhauser Allee trifft sich täglich das junge Deutschland. Die Erwachsenen stören sich an der Gruppe Jugendlicher, den Halbstarken, ohne zu fragen, warum sie auf der Straße ihre Freiheit suchen.“ (Berlin – Ecke Schönhauser…[2])
Der Ortsteil bietet städtebaulich ein relativ einheitliches Bild, er ist ganz überwiegend von fünfgeschossigen Wohngebäuden in geschlossener Blockbauweise geprägt. Die Blöcke sind in den meisten Fällen durch die großen Grundstückstiefen und zahlreichen Hinterhofnutzungen sehr groß, manche haben einen Umfang von mehr als einem Kilometer.
In der Rykestraße befindet sich die größte Synagoge Deutschlands. Die Bauarbeiten begannen Ende 1903, geweiht wurde sie am 4. September 1904. Die Reichspogromnacht überstand das Gebäude, da die Synagoge dicht von „arischen“ Gebäuden umgeben war. Die Synagoge wurde geschändet und im April 1940 enteignet. Am 30. August 1953 wurde sie erneut eingeweiht und nach der Wende denkmalgetreu nach der Erstfassung von 1904 saniert. Auf dem 1827 eröffneten Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee gibt es über 22.500 Gräber und 750 Familiengrüfte, unter anderem die Gräber von David Friedländer, Max Liebermann, Leopold Ullstein, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker und Giacomo Meyerbeer. Ein Wahrzeichen von Prenzlauer Berg ist der ehemalige Wasserturm („dicker Hermann“) an der Ryke- Ecke Knaackstraße aus dem Jahr 1877, der erste Wasserturm Berlins. Ein weiteres auffälliges Gebäude ist das 1987 eröffnete Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee. Im Westen des Ortsteils nördlich an den Jahn-Sportpark (siehe Sport) schließt sich der Mauerpark an. Diese öffentliche Grünfläche verblieb, da durch den Mauerbau zwischen Nordkreuz und Bernauer Straße das Gebiet des vormaligen Güterbahnhofs belegt war und so eine andere Nutzung für 40 Jahre unterblieb.
In Daniela Dahns Buch Prenzlauer Berg-Tour aus dem Jahr 1987 wird Prenzlauer Berg stets mit Artikel verwendet. So lebt man im Prenzlauer Berg und nicht in Prenzlauer Berg. In der Berliner Umgangssprache wird auch der Begriff „Prenzlberg“ verwendet; er geht auf die übliche Abkürzung „Prenzl. Berg“ zurück. Gliederung [Bearbeiten]Der Ortsteil ist durch die großen Ausfall- und Ringstraßen leicht nachvollziehbar in Nachbarschaften „Quartiere“ gegliedert, die lokal „Kieze“ genannt werden. Fast alle verfügen über einen Quartiersplatz als Mittelpunkt. Diese Unterteilungen haben keine behördliche Relevanz, sind aber im Sprachgebrauch üblich. Bebauung Die Wohnungsgröße gehört mit durchschnittlich 3,2 Räumen zu den niedrigsten in Berlin, gleiches gilt für die Fläche mit durchschnittlich 62,7 Quadratmetern. Die Mietpreise liegen in allen Lagen über dem Berliner Durchschnitt, um den Kollwitzplatz (Postleitzahlengebiet 10405) sogar um über 20 %. Der Anteil des Haushaltsnettoeinkommens, das für die Kaltmiete aufgewendet wird, liegt weit über dem Durchschnitt (um den Kollwitzplatz bei fast 45 %, der zweithöchste Wert der Berliner Postleitzahlengebiete). Bevölkerung Die Sozialstruktur des Gebiets befindet sich seit der Wende im Umbruch: Das ursprüngliche Berliner Arbeitermilieu wird zunehmend verdrängt. Auch die nachgezogene „alternative Szene“ beginnt langsam höheren Einkommensschichten zu weichen – nicht zuletzt wegen der steigenden Mieten im Zuge umfangreicher Sanierungen (Gentrifizierung). Pro Jahr gibt es im Stadtteil rund 40.000 Zu- und Fortzüge. Seit der Wende hat nach Schätzungen 80 % der Bevölkerung gewechselt. Seit Anfang der 1990er-Jahre hat sich die Anzahl der Bewohner mit Hochschulreife verdoppelt, in den teuersten Gegenden um Kollwitz- und Helmholtzplatz sind heute drei Viertel der erwachsenen Bewohner Akademiker. Das Durchschnittseinkommen in Prenzlauer Berg lag Anfang der 1990er-Jahre 20 % unter dem Ost-Berliner Durchschnitt und liegt heute 5 % über dem Gesamtberliner Durchschnitt.
Die Arbeitslosenquote liegt mit 8,6 % rund einen Prozentpunkt unter dem Berliner Durchschnitt von 9,4 %. Auch hier zeigt sich, dass es große Unterschiede zwischen den Gebieten gibt: Im Südwesten um den Kollwitzplatz beträgt die Arbeitslosenquote nur 6,4 %, wohingegen sie in den Gebieten mit Plattenbauten um den Volkspark Prenzlauer Berg im Nordosten mit 13,1 % mehr als doppelt so hoch ist. Auch der Anteil der schwulen Bewohner ist stark angestiegen. Die schwule „Ost-Szene“ um die Greifenhagener Straße boomt und macht dem traditionellen Schwulenkiez in Schöneberg rund um den Nollendorfplatz Konkurrenz. Das vor dem Fall der Mauer von den meisten Bewohnern Prenzlauer Bergs gesprochene Berlinisch wurde durch die zunehmende Durchmischung der Bevölkerung mit Zugezogenen in den letzten Jahren zurückgedrängt. Unter Alteingesessenen ist Berlinisch aber nach wie vor die Umgangssprache. Der Ausländeranteil liegt bei 10,4 % und somit ungefähr drei Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt. Für Ost-Berliner Verhältnisse ist dies zwar viel, andere zentrumsnahe Gebiete haben aber weit mehr Ausländer (Kreuzberg: 28,6 %; Wedding: 30,7 %). Der Anteil schwankt von 5,7 % im Osten bis zu 14,5 % im Südwesten des Prenzlauer Bergs.[9] 16,6 % der Bewohner haben einen Migrationshintergrund, auch das liegt unter dem Berliner Durchschnitt (25,5 %). Nach der Wende 1989 wuchs die Anzahl ausländischer Bewohner kontinuierlich von 2.309 (Ende 1991) auf knapp 18.000 Ende 2008. 2009 gab es erstmals einen Rückgang auf 14.400 registrierte Ausländer, seither steigt der Anteil aber wieder auf derzeit 14.958 (30. Juni 2010). Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich dabei erheblich von anderen Stadtteilen: Die größte Gruppe bilden Franzosen, gefolgt von Italienern, Amerikanern, Briten, Spaniern und Dänen (Türken: 0,3 %). Rund 27 % der Bewohner des Prenzlauer Bergs sind Mitglieder der evangelischen oder katholischen Kirche, damit ist der Ortsteil neben Mitte derjenige im Ostteil Berlins mit den prozentual meisten Mitgliedern dieser Kirchen. Der Gesamtberliner Durchschnitt liegt jedoch höher bei 29,2 %.
Altersstruktur Die Geburtenentwicklung in Prenzlauer Berg wurde zeitweise sogar in der bundesweiten Presse thematisiert. Ausgangspunkt war zum einen die sichtbar hohe Zahl von schwangeren Frauen und Kleinkindern in dem Innenstadtgebiet, die sich auch statistisch niederschlug. Nach einem Bericht des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung kippte die Debatte ins Gegenteil, und der Geburtenboom in Prenzlauer Berg wurde als „Journalisten-Märchen“ bezeichnet. Dabei stützte sich das Institut auf die Zahl der Neugeborenen pro 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren. Die so berechnete Geburtenrate lag 2003 mit 1,0 Kindern je Frau unter dem Berliner Durchschnitt. Die hohe Zahl der Geburten in Prenzlauer Berg ist demnach auf die hohe Anzahl junger Frauen, die hier leben, zurückzuführen. 71 % der Eltern der 2007 in Prenzlauer Berg eingeschulten Kinder haben mindestens die Fachhochschulreife – um den Helmholtzplatz sind es sogar 82 %.
In den Einflussbereich Berlins fiel das Gebiet erst nach dem 19. November 1808, als in Preußen eine neue Städteordnung erlassen wurde. Gemäß dieser Städteordnung blieb das Umland einer Stadt zwar eigenständig, aber das Stadtrecht und somit die gesamte Gesetzgebung und das Steuerrecht galten nun auch dort. Das so zu einer Stadt gehörende Gebiet wurde Weichbild genannt. In Berlin wurden die nördlich gelegenen Felder 1831/1832 in dieses Weichbild aufgenommen. Die erste Karte, die diese Grenzen zeigt, stammt von 1840. Das Gebiet änderte sich in der Folgezeit nicht. Die
Stein- und Hardenbergischen Reformen (1807–1810) befreiten auch
die Bauern nördlich Berlins von der Grundherrschaft. Ihnen wurde
zwischen 1822 und 1826 ihr Gelände als freies Grundeigentum überschrieben,
wenn sie entweder die Hälfte ihrer Fläche abgaben oder das 18-fache
eines Kleinbauern hingegen hatten keine Chance, wirtschaftlich zu überleben. Entweder wurden ihre Felder durch Abtreten der halben Fläche zu klein, um auf dem unfruchtbaren Boden noch wirtschaftlich Landwirtschaft betreiben zu können, oder sie mussten sich hoch verschulden. Diese Bauern spezialisierten sich in den folgenden Jahren vorrangig auf die Weiterverarbeitung agrarischer Erzeugnisse: Die Zahl der Windmühlen auf dem sogenannten „Windmühlenberg“ (heute zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee) stieg an, außerdem entstanden einige Schnapsbrennereien. Der Windmühlenberg war der wichtigste Mühlenstandort Berlins. Andere Bauern begannen, Bier zu brauen, und so war Prenzlauer Berg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch der bedeutendste Brauereistandpunkt der Stadt. Nicht nur die Wasserqualität der Brunnen war hervorragend, auch eine dicke Tonschicht zur Anlage unterirdischer Kühlräume war vorhanden. So entstanden auch viele Ausflugslokale, Karusselle und eine Kegelbahn (etwa der „Prater“ an der Kastanienallee). Erste
Planungen Die Flächen im Nordosten Berlins, aus denen heute Prenzlauer Berg besteht, wurden 1829–1831 nach Berlin eingemeindet. Das Gebiet östlich der Prenzlauer Allee wurde dem historischen Stadtteil Königsstadt zugeordnet und aus dem Gebiet westlich der Prenzlauer Allee wurde ein neuer Stadtteil, die Rosenthaler Vorstadt gebildet.[14] Da die Bevölkerung der Stadt zwischen 1830 und 1840 weiter stark wuchs (von 250.000 auf 330.000 Einwohner), veröffentlichte der Magistrat 1840 einen Plan des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, der einen großen Ringboulevard nur wenige hundert Meter nördlich der vorhandenen Stadtmauern vorsah. Als Landschaftsarchitekt plante Lenné sehr großräumig, ohne an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer zu denken. So war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Schon wenige Jahre später zerschnitten erste Eisenbahnlinien den geplanten Boulevard, die Industrialisierung beschleunigte nochmals das Wachstum der Stadt, die in den 1840er-Jahren von 330.000 Einwohnern auf 430.000 Einwohner wuchs. Der
Hobrecht-Plan für die Umgebung Berlins Freiräume wurden zum größten Teil auf Magistratsflächen geplant. Trotzdem mussten viele Plätze in den folgenden Jahren verkleinert oder aufgegeben werden, da die Grundstücksbesitzer wiederum unentschädigt bleiben sollten und sich daher wehrten. Neben den vorhandenen Chausseen, die verbreitert werden sollten, erweiterte Hobrecht einen seit 1822 existierenden Feldweg, der bis dahin „Communication“ genannt wurde. Er sollte zusammen mit der Warschauer Straße und der Petersburger Straße Teil eines Ringes um die Stadt werden. Dieser Ring wurde aber nie über diese Straße – die heutige Danziger Straße – hinaus nach Westen verlängert. Ein zweiter Ring sollte an der Grenze des Weichbildes im Norden verlaufen (heute Osloer, Bornholmer, Wisbyer und Ostseestraße). Die Bevölkerung kritisierte dies, da man sich nicht vorstellen konnte, dass die Stadt je bis dahin wachsen könnte. 1862 wurde dieser Plan genehmigt und sollte die Grundlage für das Wachstum des Bezirks in den folgenden Jahrzehnten darstellen. Die Planungen beschränkten sich ausschließlich auf die öffentlichen Flächen und trafen keine Beschränkungen bei der Art der Bebauung. Erste
Bebauungen Rasantes
Wachstum Kurze
Rezession und städtische Baumaßnahmen Zwischen 1878 und 1881 errichtete der Magistrat auf einem knapp 48 Hektar großen Gelände östlich der Landsberger Allee den „Central-Vieh- und Schlachthof“, ebenfalls mit Bahnanschluss. Für viele Jahrzehnte war er eine der modernsten europäischen Anlagen dieser Art. 1883 entstand ein Feuerwehrdepot in der Oderberger Straße, die spätere Feuerwache Prenzlauer Berg. 1886 folgten an der Prenzlauer Allee das „Städtische Hospital“ (seit 1934 Bezirksamt Prenzlauer Berg) und das „Städtische Obdach“ als Obdachlosenasyl. 1889 wurden im Stadtgebiet 13 Markthallen errichtet, um den Verkauf an zentrale Stellen zu verlagern und somit die Qualität der Waren überwachen zu können. In der Knaackstraße entstand die Markthalle XIII, die jedoch zu groß bemessen und aufgrund der hohen Standgebühren sehr schlecht ausgelastet war. Schon 1916 nutzte man das Gebäude für andere Zwecke. Auch um die Frage der Kanalisation kümmerte sich James Hobrecht – ab 1873 wurde sein Kanalisationsplan umgesetzt. Die großen Alleen in Prenzlauer Berg waren um 1885 kanalisiert, in den kleineren Straßen dauerte dies noch einige Jahrzehnte länger. Trotz der verstärkten öffentlichen Bautätigkeit erholte sich die Bauwirtschaft auch in den 1880er-Jahren nur langsam. Die in den Jahren des Aufschwungs gebauten Wohnungen erwiesen sich als zu groß für den Normalverdiener, und so baute man nun vorrangig Häuser mit kleiner zugeschnittenen Wohnungen. Erneuter
Aufschwung In den Jahren um die Jahrhundertwende gab es wieder eine starke Bautätigkeit. Zwischen 1895 und 1910 entstanden Jahr für Jahr etwa 100 neue Häuser, auch die Seitenstraßen wurden nun dicht bebaut. In dieser Zeit ähnelten sich die Häuser immer mehr, und das typische Prenzlauer-Berg-Haus entstand: das 18 Meter breite Grundstück war auf voller Breite mit einem fünfgeschossigen Vorderhaus bebaut, in dessen Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht waren. Darüber befanden sich pro Etage zwei Wohnungen, von der eine einen länglichen Raum hatte, der in den Seitenflügel hineinragte und von einem Fenster dort das Licht bekam; heute sind diese Räume unter der Bezeichnung „Berliner Zimmer“ bekannt. Mit dem Nachbargrundstück teilte man sich einen Hinterhof – das wohl typischste Zeichen der sogenannten „Mietskasernen“, von denen es in Prenzlauer Berg noch heute über 3000 gibt. Im Hinterhaus gab es pro Etage meist vier Wohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten. Insgesamt bestand ein solches Haus also aus ein bis zwei Läden und dreißig bis vierzig Wohnungen. Je mehr sich der Aufbau der Häuser glich, umso mehr wurden sie individuell verziert. Die aufkommende industrielle Produktion verschiedenster genormter und daher zueinander passender Fliesen sorgte dafür, dass jedes Haus anders wirkte. Vorantreiben
der Bautätigkeit Der bereits 1877 komplettierten Ringbahn kam nun eine neue Bedeutung zu. Errichtet als Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe und der Vorstädte untereinander, wurde sie nun Teil des innerstädtischen Nahverkehrs. Nachdem ab dem 1. Januar 1872 der Personenverkehr zwischen Moabit und Schöneberg aufgenommen worden war, baute man 1890 den Nordring viergleisig aus, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Da die innerstädtischen Industriebetriebe – die das starke Wachstum von Prenzlauer Berg auslösten – nun nach und nach in die Berliner Randbezirke zogen, verstärkte sich das Verkehrsaufkommen weiter. So wurde die Bahn bereits 1892 von 30 Millionen Fahrgästen genutzt. Abschwung
der Bauwirtschaft Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm zu Anfang der 1910er-Jahre ab und kam 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ganz zum Erliegen. Als der Krieg 1918 endete, herrschte daher wieder einmal große Wohnungsnot. Die Wirtschaft lag am Boden, und viele der Kriegsheimkehrer zog es in die Großstädte. Das bisher wenig genutzte Obdachlosenasyl an der Prenzlauer Allee, die „Palme“ (so genannt, weil anfangs eine Palme in einem Kübel am Einlass gestanden haben soll) stieß an die Grenzen seiner Kapazität – häufig nächtigten hier über 4000 Menschen. Die neue sozialdemokratische Regierung versuchte zudem, den Wohnungsbau sozialer zu gestalten, indem sie das Baurecht verschärfte und Höchstmieten festlegte. Durch diese staatliche Regulierung kam es bis Anfang der 1920er-Jahre kaum zu Neubauten. Der
Zusammenschluss zu Groß-Berlin Da durch die staatlichen Restriktionen kaum jemand baute, wurde in der Weimarer Republik nach der Inflation von 1923 ein Wohnungsbauprogramm gestartet. Weil das Immobilienvermögen im Gegensatz zum Geldvermögen durch die Inflation nicht geschmälert wurde und die Hausbesitzer so von der Inflation profitiert hatten, mussten sie nun auf eingenommene Mieten eine so genannte Hauszinssteuer zahlen. Diese Gelder kamen der neu gegründeten Wohnungsfürsorgegesellschaft zugute, die billige Kredite für Wohnungsneubauten vergab. So kam es ab Mitte der 1920er-Jahre wieder zu einer verstärkten Bautätigkeit, vor allem nördlich der Ringbahn, aber auch an anderen Stellen wurden Baulücken geschlossen.
Da sich das Stadtwachstum inzwischen auf weiter außen liegende Bereiche verlagert hatte, blieb die Bevölkerungszahl von Prenzlauer Berg konstant, und die neuen Wohnungen nutzte man, um die vorher herrschende Überbelegung zu reduzieren.
Auch nach der Machtübernahme Hitlers änderte sich nichts am massiven Baurückgang. Das Stadtbild von Prenzlauer Berg veränderte sich so in den 1930er-Jahren kaum. Einige provisorische Gebäude ersetzte man durch Neubauten, die Siedlungen zwischen Eberswalder und Topsstraße (1937) und an der heutigen Anton-Saefkow- und John-Schehr-Straße (1939) entstanden, viele Straßen und Bürgersteige wurden saniert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam die Bautätigkeit völlig zum Erliegen. Während dieser Zeit verübten die Nationalsozialisten ihre Gräueltaten auch in Prenzlauer Berg. Auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum des Bezirks entstand für einige Monate ein sogenanntes „Wildes Konzentrationslager“ zur Folterung und Ermordung von Gegnern des Regimes. Die Zahl der jüdischen Bewohner sank von über 20.000 schon bis 1939 auf unter 10.000. Nach Juden benannte Straßen benannten die Machthaber um. Jüdische Kinder durften keine öffentlichen Schulen mehr besuchen, weshalb die Schülerzahl in der 1904 gegründeten jüdischen Schule in der Rykestraße von 170 auf 750 stieg, bis auch diese 1941 schließen musste.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die neue Verwaltung eine Schadensbilanz erstellen und jedes Haus klassifizieren. Da Prenzlauer Berg keine Flächenbombardements ertragen musste, fiel diese Bilanz im Gegensatz zu anderen Bezirken relativ günstig aus. Etwa 10 % der Gebäude galten als vollkommen zerstört, 7 % als schwer beschädigt und 11 % als „wiederherstellbar“. 72 % der Gebäude hingegen waren gar nicht oder nur leicht beschädigt und bewohnbar. Andere innerstädtische Bezirke wie Mitte und Tiergarten hatten 50 % Verlust an Bausubstanz zu beklagen, das von der Bebauung her ähnliche Friedrichshain 40 %. Von Zerstörungen besonders betroffen waren strategische Ziele, also das Gaswerk, Bahnanlagen, wichtige Zufahrtsstraßen und z. B. der Block zwischen Schönhauser Allee, Franseckystraße (heute Sredzkistraße), Tresckowstraße (heute Knaackstraße) und Wörtherstraße, in dessen Inneren sich eine Luftwaffenschule befand.
Schon relativ schnell begannen die Hausbesitzer, die Schäden zu reparieren und Lücken zu schließen. Dabei ging man behutsam vor, sodass der Gründerzeitstil erhalten blieb. Fassaden wurden zwar meist vereinfacht wiederhergestellt, Neubauten fügten sich aber in Größe und Form gut ins Stadtbild ein. Nach Kriegsende wurden auch in Prenzlauer Berg Haftstätten eingerichtet, in denen im Sinne der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz Kriegsverbrecher und NS-Rädelsführer hätten inhaftiert werden sollen. Der wichtigste Haftort in Prenzlauer Berg wurde 1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD im Keller des Gebäudes an der Prenzlauer Allee eingerichtet, heute „Haus 3“ auf dem Gelände des vormaligen Bezirksamtes Prenzlauer Berg. Im Unterschied zu den Lagern der westlichen Alliierten wurden in den sowjetischen Haftlagern auch Menschen inhaftiert, die weder NS-Rädelsführer noch Kriegsverbrecher waren, sondern durch anti-sowjetische Äußerungen aufgefallen waren. Ab 1946 waren kaum noch ehemalige NS-Mitglieder unter den Verhafteten. Die Hafträume entwickelten sich zu einem Teil des sowjetischen Repressionssystems. Die Anlage in der Prenzlauer Allee wurde 1950 vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR übernommen und bis 1956 weitergeführt. Bis in die 1980er-Jahre wurden die hiesigen Gebäude von der Verwaltung Berlin des MfS genutzt. Heute erinnert ein künstlerisches Denkzeichen (siehe Prenzlauer Allee) an dieses Kapitel der deutschen Geschichte. Die
Teilung Berlins
Sanierungsabsichten
und Neubauten Stattdessen riss man das im Mai 1981 stillgelegte Gaswerk an der Danziger Straße ab, das für die Anwohner schon lange ein stinkendes Ärgernis war, um den schon im Dritten Reich bestehenden Plan zur Anlage eines Volksparks umzusetzen. Die unter Denkmalschutz stehenden Gasometer – praktisch Wahrzeichen des Bezirks – wurden dabei unter dem Vorwand statischer Probleme, gegen den Widerstand von Denkmalschützern und einer der in der DDR seltenen Bürgerinitiativen, am 28. Juli 1984 gesprengt. Der für DDR-Zeiten starke zivile Widerstand sprach sich für eine kulturelle Nutzung aus, wurde aber ignoriert. Ein neu errichtetes Planetarium an der Prenzlauer Allee sollte die Gemüter beruhigen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks entstand neben dem „Ernst-Thälmann-Park“ inklusive eines gewaltigen Ernst-Thälmann-Denkmals zudem ein Wohnkomplex in Plattenbauweise mit 1300 Wohnungen.[18] Offizielle Einweihung war am 15. April 1986. Auch auf unbebauten Gartengrundstücken östlich der Greifswalder Straße entstand eine Plattenbausiedlung.
DDR-Opposition
(Herbst 1989
Nach der Wende: Umfangreiche Sanierungsarbeiten Zur Wende lebten trotz des Neubaus von Plattenbausiedlungen wie der Wohnsiedlung im Ernst-Thälmann-Park noch knapp 145.000 Menschen in Prenzlauer Berg– nur noch halb so viele wie Ende der 1920er-Jahre und 100.000 weniger als 1950. Ein Grund für den weiteren Bevölkerungsrückgang auch nach Kriegsende war unter anderem die zuvor beschriebene Vernachlässigung der Bausubstanz durch die DDR-Führung. Zahlreiche Gebäudeteile, vor allem Seitenflügel und Quergebäude waren unbewohnbar geworden und standen leer. Bleierne Wasserleitungen waren ebenso erneuerungsbedürftig wie undichte Gasleitungen, durch die unzählige Straßenbäume starben. Viele Wohnungen mussten noch immer mit Kohle beheizt werden und noch Anfang der 1980er-Jahre gab es in Prenzlauer Berg über 16.000 Etagenklos. Anfang der 1990er-Jahre galt Prenzlauer Berg als größtes zusammenhängendes Sanierungsgebiet Europas. Dies wurde gebildet aus fünf ausgeschriebenen Sanierungsgebieten im südlichen Bereich des damaligen Bezirkes, in denen die Sanierung von 32.202 Wohneinheiten mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde. Dabei sank die Anzahl der Wohnungen durch Vergrößerung der Fläche (z. B. zum Einbau von Innentoiletten) weiter, von 1981 bis 1991 um 2.000 und bis 1995 nochmals um 3.000 auf 86.435 Wohneinheiten. Heute sind große Teile des Ortsteils saniert und bilden das größte Gründerzeitgebiet Deutschlands – 67 % aller Wohnungen stammen aus den Jahrzehnten zwischen der Reichsgründung im Jahr 1871 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914.
Zur Streitfrage, ob in Prenzlauer Berg und insbesondere der Gegend um den Kollwitzplatz eine Verdrängung der angestammten Bewohner durch steigende Mieten bzw. Zunahme von Eigentumswohnungen oder ein moderater Wandel stattgefunden hat, sagte der bekannte Soziologe und anerkannte Experte für Gentrifizierung Hartmut Häußermann, dass sich der soziale Wandel im Kiez relativ moderat vollzogen habe, auch wenn das der allgemeinen Wahrnehmung widerspreche. Anders als sein Schüler Andrej Holm weigert er sich, von Gentrifizierung überhaupt noch zu sprechen – das sei ein „politischer Kampfbegriff“ geworden. Der Großteil der Weggezogenen sei freiwillig gegangen. Die Vertriebenen gebe es auch, die aus ihren Wohnungen gemobbt oder herausgekauft worden seien. Das seien viele Einzelfälle, aber nicht die Regel. Der Trend zu schicken Eigentumswohnungen treibe die Mieten hoch. Das gefährde die soziale Mischung und langfristig das bunte, attraktive Leben im Kiez. Jüngere Leute lieben die lebendige Mischung aus Kneipen und Kultur in den südlichen Kiezen und sind in den letzten zehn Jahren zur Überraschung der Kommunalpolitiker und Journalisten mit ihren kleinen Kindern in den Ortsteil gezogen. Wurde noch Mitte der 1990er-Jahre der Wegzug von Familien mit Kindern öffentlich beklagt, so gilt heute der Bereich um den Helmholtz- und Kollwitzplatz als die kinderreichste Gegend der Stadt. Im Jahr 2008 forderte die zuständige Schulstadträtin gar einen Baustopp für neue Wohnungen, da die Einschulungszahlen zweistellig wachsen und im Bezirk in den nächsten Jahren im Schnitt jedes Jahr eine neue Grundschule benötigt würde. Tatsächlich gab es diese Schulen bis in die späten 1990er-Jahre im Prenzlauer Berg. Sie wurden erst in diesen Jahren gegen Elternproteste von den Vorgängern der Stadtschulrätin geschlossen.
Auch die in der öffentlichen Wahrnehmung kaum mit dem Prenzlauer Berg in Verbindung gebrachten Siedlungsbauten der 1920er- und 1930er-Jahre im Norden und Osten, wie z. B. die Wohnstadt Carl Legien (80 % Zweizimmerwohnungen), wurden seit Mitte der 1990er-Jahre saniert. Die völlig andere Sozialstruktur hier wie auch in den Plattenbauten des Ernst-Thälmann-Parks mit vielen älteren und einkommensschwächeren Bewohnern sorgt dafür, dass der Ortsteil Prenzlauer Berg als Ganzes nach wie vor in vielen Statistiken eher durchschnittliche Sozialindikatoren (z. B. Geburtenrate aufweist. Leben
– Kultur Besonders am Kollwitz- und Helmholtzplatz gibt es viele unterschiedliche Restaurants und Cafés. In der Kastanienallee finden sich außerdem viele kleinere Geschäfte, das Kino Lichtblick und das Dock11-Theater. Die Kulturbrauerei ist ein Zentrum des kulturellen Lebens in Prenzlauer Berg. Sie befindet sich im Gebäudekomplex der ehemaligen Schultheiss-Brauerei an der Schönhauser Allee/Danziger Straße, der von September 1998 bis Januar 2001 saniert wurde. Hier gibt es Kinos, Restaurants und Theater: Das schon 1922 in Berlin gegründete russische Kammertheater und das Theater RambaZamba, in dem der Verein Sonnenuhr e. V. mit geistig behinderten Künstlern arbeitet. Daneben befinden sich auf dem Areal auch Veranstaltungsräume, Clubs, und die Literaturwerkstatt Berlin. Der kommerzielle Mittelpunkt des Stadtteils liegt beim S-Bahnhof Schönhauser Allee, wo die Schönhauser Allee Arcaden, ein Einkaufszentrum nach dem typischen Muster der ostdeutschen Nachwendejahre, Kunden auch aus dem ursprünglichen Pankow anziehen. Typisch für Prenzlauer Berg sind kleine autonome Läden.
In einem früheren Verwaltungs- und Wohnhaus der Berliner Städtischen Gasanstalt (bis 1981 genutzt), gelegen in der Danziger Straße 101 am Ernst-Thälmann-Park, zog nach Umbau und Sanierung 1986 das Theater unterm Dach, ein professioneller Theaterspielverein ein. Das Haus besitzt 99 Sitzplätze und einige Probenräume. Flora
und Fauna Zu den in den südlichen Kiezen heimischen Vögeln zählen unter anderem Buntspecht, Grasmücke, Habicht, Kleiber, Mäusebussard, Nachtigall, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Stieglitz und Turmfalke. Während der Bestand dieser Arten weiterhin zunimmt, ist umgekehrt als Folge der Altbausanierung der Bestand der Tierarten, die in den Nischen und ungenutzten Räumen der maroden Altbauten gelebt haben, stark zurückgegangen. Zu diesen, hier inzwischen im Bestand bedrohten Arten, gehören der Mauersegler, die verschiedenen Fledermausarten sowie der Steinmarder, der noch bis 2005 auf den Dächern des Kollwitzkiezes gesichtet wurde. Spektakulär ist jedes Jahr im zeitigen Frühjahr das Eintreffen einer Gruppe von sechs bis zehn jungen Bussarden, die nach dem Verlassen ihrer Winterquartiere in Südfrankreich sich als Gruppe über dem Gebiet um den jüdischen Friedhof und dem Wasserturmareal kreisend versammeln, bevor sie in die jeweiligen Brutgebiete weiterziehen. Das im Baumbestand des Friedhofes nistende Bussardpaar selbst verlässt als Folge der milden Winter die Stadt allenfalls für einige Wochen. Neben dem Gaswerk waren Brauereien (Schultheiss, Landré, Pfeffer, Bötzow und Groterjan) die wichtigsten Betriebe im Bezirk. Heute dominieren vor allem Gastronomie, Kultur, Einzelhandel und mittelständisches Gewerbe. Vor allem das Potenzial der Gastronomie scheint unerschöpflich. Gab es 1991 noch 231 Gaststätten und Lokale, sind es heute über 600. Während des Internet-Booms um die letzte Jahrhundertwende siedelten sich außerdem zahlreiche kleine und mittlere Webdienstleister in Prenzlauer Berg an. In den Wohnkiezen abseits der Hauptachsen gibt es zahlreiche Galerien und Geschäfte ansässiger Künstler, Kunsthandwerker und Modelabels. In der Schönhauser Allee, der nördlichen Prenzlauer Allee (zwischen Danziger Straße und Bahnhof) sowie der Greifswalder Straße im Bereich des Ringbahnhofs findet sich die übliche Einzelhandelsmischung mittlerer und kleinerer Stadtteilzentren. Am Senefelderplatz befindet sich der größte Bio-Markt Europas. Im südöstlichen Bereich des Ortsteils auf dem Gebiet des alten Zentralvieh- und Schlachthofs an der Landsberger Allee soll ein Gewerbegebiet mit über 250.000 m² Gewerbeflächen und einigen hundert Wohnungen entstehen. Bei der Umsetzung sind aber schon etliche Träume der Senatsplanung geplatzt, groß angekündigte Ansiedlungen wurden storniert. Auch hier siedeln sich hauptsächlich Dienstleister (Ingenieure, Anwälte usw.) an. Es entstand schon eine Werkstatt für behinderte Menschen für 260 Behinderte und 60 Ausbilder. Auf dem Gelände am S-Bahnhof Storkower Straße wurde ein Fachmarktzentrum mit Baumarkt, Gartencenter und Möbelmarkt errichtet. Bildung Sport Die angrenzende Max-Schmeling-Halle wurde im Zuge der Olympia-Bewerbung Berlins für das Jahr 2000 errichtet und am 14. Dezember 1996 von Max Schmeling eingeweiht. Die Mehrzweckhalle war bis zur Saison 2007/2008 die Heimspielstätte des Basketball-Bundesligavereins ALBA Berlin. Außerdem wird sie für weitere sportliche Ereignisse, Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Ähnliches gilt für das Velodrom am S-Bahnhof Landsberger Allee. Das Velodrom steht an der Stelle der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle, in der zahlreiche Parteitage der SED sowie kulturelle Veranstaltungen (u. a. Konzerte von Udo Lindenberg oder Rio Reiser) stattfanden. Die Radrennsporthalle ist mit 12.000 Zuschauerplätzen nach der O2 World (15.000 Zuschauer) die zweitgrößte Veranstaltungshalle Berlins. Nachdem die Deutschlandhalle im April 2009 geschlossen wurde, trägt der Eishockeyverein ECC Preussen Berlin seine Heimspiele ab der Saison 2009/2010 hier aus. Direkt neben dem Velodrom befindet sich die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark. In der Schwimmhalle fanden mehrere Deutsche Schwimmmeisterschaften und 2002 sogar die Schwimm-Europameisterschaften statt. Beide Gebäude wurden ebenfalls im Zuge der Berliner Olympia-Bewerbung erbaut. Auch der Berliner Bundesligaverein Hertha BSC stammt ursprünglich aus Prenzlauer Berg. Gegründet wurde er als Hertha 1892 in einem Lokal in der Kastanienallee. Die ersten Spiele fanden in der Nähe des heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks statt. 1904 zog der Verein in den nahen Gesundbrunnen. Heute nutzen die Amateure von Hertha teilweise den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Auf einem Nebenplatz der Anlage ist der in der Berlin-Liga spielende SV Empor Berlin beheimatet. Politik
Seit der Gründung des Bezirks 1920 war die vorherrschende politische Kraft in Prenzlauer Berg die Sozialdemokratie (USPD 29 von 61 Sitzen; SPD 12). Sie stellte bis 1933 die stärkste Fraktion im Bezirksparlament und den Bürgermeister, zB. von 1926 bis 1933 Otto Ostrowski. Ab 1933 regierte auch hier die NSDAP. Gleich nach dem Krieg beauftragte die sowjetische Besatzungsbehörde loyale kommunistische Funktionäre mit dem Wiederaufbau. Doch die ersten Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und zur Bezirksverordnetenversammlung am 20. Oktober 1946 gewann die SPD mit jeweils über 45 % der Stimmen. 1948 musste der SPD-Bürgermeister seinen Platz räumen, und während der DDR-Zeit konnten nur noch die Kandidaten der Einheitsliste der Nationalen Front gewählt werden. Menschen
im Prenzl-Berg
Bis Anfang der 1940er-Jahre lebten und arbeiteten viele jüdische Menschen in Prenzlauer Berg. Die Synagoge in der Rykestraße wurde 2007 wiedereröffnet und ist die größte Synagoge Deutschlands. Die Familie Szlama Rochmann betrieb in der Greifswalder Straße 212/213 ihre Zigarettenfabrik „Problem“ mit der bis in die 1930er-Jahre stadtbekannten Marke Moslem. Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Arbeiterbezirk eine Hochburg des Widerstandes. Berühmte Antifaschisten wie Anton Saefkow, Käthe Niederkirchner und Heinz Kapelle agierten von Prenzlauer Berg aus. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass viele jüdische Bewohner von Prenzlauer Berg, wie der spätere Präsident des Zentralrats der Juden Heinz Galinski, deportiert wurden. Der jüdische Maler Max Liebermann war bereits 1935 gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee beigesetzt worden. Zur Beerdigung trauten sich nur wenige. Eine davon war Käthe Kollwitz. Sie wohnte seit 1891 mit ihrem Mann, dem Arzt Karl Kollwitz, in einem Haus am heute nach ihr benannten Kollwitzplatz. Ihr Haus wurde bei Bombenangriffen im November 1943 mitsamt vielen Werken zerstört. Nach dem Krieg waren es wieder vorrangig Künstler, die den Bezirk prägten. In den 1950er- und 1960er-Jahren lebten hier unter anderem die Schriftsteller Jurek Becker, Bruno Apitz (Nackt unter Wölfen), Peter Hacks, Heinz Kahlau, Herbert Nachbar und Dieter Noll, aber auch der Sänger Fredy Sieg. Eva-Maria Hagen wohnte mit Tochter Nina in der Zelterstraße. Später zog Nina Hagen in eine Ladenwohnung der Kastanienallee. Weitere Persönlichkeiten waren die Schriftsteller Klaus Schlesinger und Klaus Kordon, Wolfgang Thierse und sein Vorgänger als Vorsitzender der SPD der DDR Ibrahim Böhme. Ende der 1980er Jahre lebte Angela Merkel in der Schönhauser Allee. Die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley lebte lange am Teutoburger Platz und kehrte 2008 in ihre dortige Wohnung zurück. Auch heute wohnen und arbeiten hier viele Künstler, darunter die bildenden Künstler Olaf Nicolai und Cornelia Schleime, der Comiczeichner Flix, der Musiker und Frontmann von Tocotronic, Dirk von Lowtzow, der Sänger und Textdichter der Band Rammstein, Till Lindemann, die Schauspieler Heike Makatsch, Katharina Wackernagel, David Bennent, Daniel Brühl, Kurt Krömer und Matthias Schweighöfer, die Filmemacher Tom Tykwer und Andreas Weiß, der Dramatiker René Pollesch, die Schriftsteller Florian Illies, Wladimir Kaminer und Detlef Opitz, die Moderatoren Alfred Biolek, Sarah Kuttner, Sandra Maischberger und Benjamin Tewaag sowie der 2010 verstorbene Künstler Christoph Schlingensief, der lange in der Schwedter Straße wohnte.
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